Neustart für Google Glass
16. Januar 2015Der Internetkonzern hatte Google Glass - die Computerbrille mit Kamera, Internet-Anschluss und einem kleinen Bildschirm über dem rechten Auge - im Frühjahr 2012 medienwirksam vorgestellt. In der Öffentlichkeit stieß Google Glass vor allem aus Sorge um die Privatsphäre auf viel Ablehnung. Besonders viel Kritik kam aus Europa. Träger einer Google Glass bezogen aber auch in San Francisco Prügel. Zudem kämpfte die erste Version sogar nach einer Modifizierung mit kurzen Batterielaufzeiten und wurde im Betrieb zu warm.
Jetzt versucht Google einen Neuanfang. Der Verkauf der ersten Version werde eingestellt, zugleich solle das Projekt in einem eigenständigen Bereich aber fortgeführt werden, teilte das Unternehmen in Mountain View mit. Die Aufsicht solle der frühere Apple-Manager Tony Fadell bekommen, der sich damit noch stärker zum Hardware-Boss des Internet-Konzerns entwickelt.
Software-Entwicklung soll weitergehen
Das Projekt war bisher beim Forschungslabor Google X angesiedelt, das viel Aufmerksamkeit von Mitgründer Sergey Brin bekommt. Er hatte die Brille auf der Entwicklermesse Google I/O im Juni 2012 vorgestellt und galt auch als eine zentrale treibende Kraft hinter Google Glass. Zuletzt zeichnete sich jedoch ab, dass das Interesse von Software-Entwicklern, Programme für die Datenbrille zu schreiben, mit dem ausbleibenden breiten Marktstart nachließ.
Im Zuge des nun auslaufenden "Explorer"-Programms haben schätzungsweise nur einige zehntausend Test-Nutzer vor allem in den USA die Brille für rund 1500 Dollar gekauft. Die Kooperationen mit Unternehmen und Software-Entwicklern sollen aber trotzdem weitergehen, hieß es.
Neustart auch für Produkteinführungen?
Google vermarktete die Datenbrille zuletzt stärker als Werkzeug für spezialisierte Aufgaben am Arbeitsplatz, in Deutschland laufen Projekte zum Beispiel in der Autobranche. Darüber hinaus wurden zunächst keine konkreten Pläne zur Zukunft von Google Glass bekannt. Für dieses Jahr wird mit einer neuen Version gerechnet - Ankündigungen dazu gab es aber bisher nicht. Man werde zukünftige Varianten zu sehen bekommen, "wenn sie fertig sind", hieß es in einem Eintrag beim Online-Netzwerk Google Plus.
Die bisherige Glass-Projektleiterin Ivy Ross solle die operative Führung der Sparte behalten, werde aber Fadell unterstehen, hieß es. Möglicherweise ist der Schritt, die Computerbrille einzustellen, eine Abkehr von der bisherigen Vorgehensweise Googles, Test-Nutzern ein noch weitgehend unfertiges Produkt in die Hand zu geben, statt es erst intern zur Marktreife zu führen. Im Technologie-Blog "The Verge" sagte Fadell, die ersten Versuche mit Google Glass hätten gezeigt, was für Verbraucher und Unternehmen wichtig sei.
gmf/jj (dpa)