Grüß Gott!
28. Mai 2003Die Einwohnerzahl der deutschen Hauptstadt wird sich in den nächsten Tagen um satte fünf Prozent erhöhen. Erstmals veranstalten die großen katholischen und evangelischen Laienorganisationen gemeinsam einen Ökumenischen Kirchentag – ein Mammuttreffen. Von Mittwoch (29.05.2003) bis Sonntag (1.06.2003) werden in Berlin über 190.000 Dauerteilnehmer zum Kirchentag erwartet. Gut 60 Prozent gehören zur evangelischen, etwa ein Drittel zur katholischen Kirche. Angehörige anderer Konfessionen und Religionen komplettieren die Teilnehmerzahl. Rund 5.000 Gäste aus aller Welt werden erwartet.
720 Seiten Programm
Eine Mammutveranstaltung ist dieser 1. Ökumenische Kirchentag auch mit Blick auf seinen thematischen Inhalt. Mit einem Umfang von 720 Seiten ist das Programmbuch mehr als doppelt so dick wie das Neue Testament der Bibel. Den Rahmen bilden 13 Eröffnungsgottesdienste, über einhundert Bibelarbeiten als täglicher Auftakt und ein großer Schlussgottesdienst am Sonntag vor dem Reichstag. Dazwischen eingeflochten sind mehr als 3.200 Vorträge, Diskussionsrunden, Arbeitsgruppen, Konzerte, Tanz und Kabarett.
Zentrale Podiumsveranstaltungen widmen sich der Problematik des internationalen Terrorismus und den daraus resultierenden Konsequenzen für die innere Sicherheit. Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Bundesinnenminister Otto Schily gehören zu den Diskutanten. Außerdem im Angebot: Gespräche mit Hindus und Buddhisten. Etwa dem Dalai Lama.
Ökumenische Highlights
"Mit Bundesaußenminister Joschka Fischer wird am Donnerstag über die Konsequenzen des Irak-Krieges für die politische Kultur in Europa diskutiert werden - und am selben Abend stellt sich Bundeskanzler Gerhard Schröder den Fragen jugendlicher Gäste aus England, Frankreich, Polen und Deutschland", sagt Ulrike Woldt, Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags.
Zu den Erfolgen vier Jahrzehnte langer hartnäckiger ökumenischer Arbeit gehört die Unterzeichnung der europäischen Ökumene-Charta durch die deutschen Kirchen. Der Festakt am Freitag gilt als ökumenisches Highlight. In der vor zwei Jahren in Straßburg von der Konferenz Europäischer Kirchen und dem katholischen Rat der europäischen Bischofskonferenzen verabschiedeten "Charta Oecumenica" verpflichten sich die Kirchen Europas, Frieden und Gerechtigkeit auf dem Kontinent zu fördern und einzutreten für die kirchliche Einheit.
Gegessen wir allein
Noch keine Klärung wurde allerdings in der Frage nach einem gemeinsamen konfessionsübergreifenden Abendmahl erreicht. Damit, das steht seit langem fest, wird es im Rahmen des offiziellen Kirchentagablaufs nichts werden. Das Thema wird im Rahmen des Podiums "Brot und Wein" aber zumindest diskutiert werden.