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Griechen demonstrieren für den Euro

19. Juni 2015

Tausende Menschen hatten am Mittwoch für die Syriza-geführte Regierung in Athen demonstriert. Unter dem Motto "Wir bleiben in Europa" fordern nun ebenso viele Bürger vor dem Parlament, ihr Land in der Eurozone zu halten.

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Demonstration in Athen für den EU-Verbleib (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/Y. Behrakis

Mit dem Ruf "Europa! Europa!" zogen zwischen 6000 und 7000 Demonstranten vor das Parlamentsgebäude in der griechischen Haupstadt. Die Teilnehmer forderten, dass sich die Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras mit den Partnern und Gläubigern verständigt, damit Griechenland den Euro als Währung behalten kann.

Zu der Demonstration hatten Sympathisanten und Wähler der oppositionellen konservativen Partei Nea Dimokratia sowie der Sozialisten (Pasok) und anderer pro-europäischer Organisationen und Vereinigungen aufgerufen. Auch mehrere Abgeordnete dieser Parteien nahmen an der Kundgebung teil. Viele Demonstranten machten mit Trillerpfeifen Lärm, um damit - wie sie sagten - die Bürger Griechenlands "aufzuwecken". Ihrer Ansicht nach könnte das Land bald in den Abgrund stürzen, sollte die Links-Rechts-Regierung ihre unnachgiebige Verhandlungstaktik mit den Gläubigern fortsetzen, hieß es.

"Die Gläubiger haben Recht"

Auf Transparenten der Demonstranten standen Slogans wie "Griechenland - das sind nicht nur Rentner, sondern auch Unternehmen" oder "Nein zum Stalinismus in Griechenland". "Wir vertreten keine Partei, nur den gesunden Menschenverstand", sagte der 37-jährige Wirtschaftswissenschaftler Stratos Tsolakis. Griechenland habe sich selbst in seine schwierige Lage gebracht und müsse auch selbst die Krise überwinden. Niemand bekomme Geld ohne Gegenleistungen geliehen. "Die Gläubiger haben Recht, tausend Mal Recht, Griechenland muss verantwortungsvoll sein", sagte der Demonstrant.

Eine Menschenmenge demonstriert in Athen für den EU-Verbleib (Foto: Reuters)
Tausende Griechen gingen in Athen auf die Straßen und verlangten den Verbleib im Euro-LandBild: Reuters/Y. Behrakis

"Die meisten Menschen, die Sie hier sehen, haben wie ich nie demonstriert", sagte der 49-jährige Demonstrant Dimitris Alefandis. "Wir sind die schweigende Mehrheit und wir wollen nicht diejenigen gewähren lassen, die am lautesten schreien", fügte der Chef eines Bauunternehmens hinzu. Er sei "zu hundert Prozent einverstanden" mit den Forderungen der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF) an sein Land. Ein anderer Demonstrant warf der Regierung Tsipras vor, sie habe keine einheitliche Linie und wisse nicht, was sie wolle.

Anzeichen für Spaltung?

Am Mittwochabend hatten Tausende linke Bürger für eine harte Haltung gegenüber den Gläubigern des pleitebedrohten Landes demonstriert. Analysten sehen in den beiden Demonstrationen Anzeichen für eine gefährliche Spaltung des Landes. Die Bürger würden langsam in ein pro-europäisches und ein euroskeptisches Lager geteilt, hieß es in mehreren Kommentaren im griechischen Rundfunk.

Griechenland verhandelt seit Monaten mit seinen internationalen Geldgebern über die Bedingungen für die Auszahlung ausstehender Finanzhilfen von 7,2 Milliarden Euro. Die Zeit für das pleitebedrohte Land läuft in Kürze ab. Die Gläubiger wollen erst dann weitere Finanzhilfen geben, wenn Athen ein schlüssiges Reformprojekt vorgelegt hat. Am 30. Juni muss das Land fast 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds zurückzahlen. Es gibt Zweifel, ob Athen dazu in der Lage ist.

kle/rb (rtr, dpa, afp)