Griechenlands "Hotspot"-Flüchtlingslager Moria
Flüchtlinge, die auf Lesbos ankommen, werden zur Registrierung nach Moria geschickt. Lange Schlangen, Dreck, mangelhafte Versorgung: Manche nennen es das schlimmste Flüchtlingslager der Welt. Diego Cupolo, Lesbos.
Flüchtlinge und "Wirtschaftsmigranten"
Nach der Ankunft auf Lesbos werden Flüchtlinge nach ihrer Herkunft getrennt. Syrer kommen ins Kara-Tepe-Lager, wo die meisten ein Dach über dem Kopf haben, andere Nationalitäten nach Moria, ein Internierungslager, das jetzt Griechenlands erstes "Hotspot"-Registrierungszentrum für sogenannte "Wirtschaftsmigranten" ist. Hier schlafen viele Menschen in Zelten oder unter Olivenbäumen.
Zu viele Menschen, zu wenige Mittel
Durch die Überfüllung kommt es oft zu Konflikten, wie in dieser Essensschlange. Nach einem UN-Bericht ist das Lager für 410 Menschen gedacht. Fred Morlet, der Freiwillige auf Lesbos koordiniert, sagt, dass 2000 bis 4000 Menschen im Camp sind. "Von Anfang an waren nicht genügend Mittel da, und weil sich nichts geändert hat, ist es zum schlimmsten Flüchtlingslager der Welt geworden."
Engpässe beim Essen
Ramona Brongers, Gründerin der holländischen Live for Lives Foundation, brachte ihre NGO nach Moria, nachdem sie einen Online-Hilferuf gelesen hatte. "Wir liefern 1500 Mahlzeiten am Tag - und es ist nie genug, um jedem zu Essen zu geben", sagt sie. "Wir helfen so viel, wie wir können, aber die Probleme sind riesig und größere Organisationen übernehmen einfach keine Verantwortung."
"Schlafen im Müll"
Brongers sagt auch, dass ihre Gruppe von 36 Freiwilligen mit dem Sammeln von Müll und Reinigungsaufgaben überfordert waren. "Sehen Sie sich um, die Menschen schlafen im Müll", so Brongers. "Es ist unmöglich, diesen Ort sauber zu halten. Wir stehen immer kurz vor einer Epidemie." Vor kurzem wurde von einem Krätze-Ausbruch im Kara-Tepe-Lager berichtet.
Mangel an Motivation
Freiwilligenkoordinator Morlet glaubt, die unmenschlichen Bedingungen "haben mit der Polizei zu tun, die das Lager leitet." Die Beamten seien unmotiviert. "Manchmal kommen sie nicht zur Arbeit, was bedeutet, dass Flüchtlinge nicht registriert werden, während immer mehr ankommen… Schon zwei Stunden Verzögerung führen zu humanitären Notfällen."
Barfuß von Pakistan nach Europa
"Ich bin ohne Schuhe von Pakistan bis in die Türkei gelaufen", sagt Fiaz Uddah (Mitte), ein Pakistani, der darauf wartet, dass seine Nummer aufgerufen wird. "Wir schlafen auf diesen Pappkartons, ohne Decken", sagt sein Freund Israr Ahmed (rechts). "Wir machen das, weil wir nicht wollen, dass unsere Kinder so leben wie wir."
Kein Platz für Frauen
Konstantina Strikou, Notfallkoordinatorin bei ActionAid, sagt, sie wollte den Frauen-Bereich des Lagers vor dem Winter erweitern. "Wir hatten den Container vor die Tore des Camps gebracht, bereit zur Nutzung, aber die Polizei erlaubte uns nicht, ihn hinein zu bringen. Ich verstehe immer noch nicht, warum. Jetzt ist der Bereich, wo Mütter stillen können, immer voll."
"Wer entscheidet, ob ich ein Flüchtling bin?"
Seine Mutter habe ihn zur Flucht gezwungen, nachdem Vater und Schwester von den Taliban getötet wurden, sagt Arshid Rahimi, ein 20-jähriger Afghane aus Ghazni. "Mein Leben war durch die Taliban bedroht, aber hier sagen die Leute, ich sei aus wirtschaftlichen Gründen gekommen", so Rahimi. "Wer entscheidet, ob ich ein Flüchtling bin oder nicht?"
"Wie Guantanamo"
Einige Familien dürfen in den wenigen Unterkünften in Moria schlafen, aber Morlet vergleicht die Einrichtung mit einem Gefängnis: "Mit den Zäunen und dem Stacheldraht sieht es aus wie Guantanamo." Er glaubt, dass die Flüchtlingszahlen trotzdem gleich hoch bleiben werden. "Die Leute sagen, im Winter wird es weniger. Aber im Winter ist das Meer ruhiger."
Allein mit Gott
"Als ich auf dem Boot war, irgendwo auf dem Meer, wurde mir klar, dass wir allein sind mit Gott", sagt Pejman Usefi (nicht auf dem Foto), ein Afghane, der im Iran gelebt hat. "Genau wie auf dem Boot gilt: Wenn Gott dich retten will, wirst du gerettet. So sehe ich meine Situation in diesem Camp."