Griechenlands schwierige Anleiheauktion
11. Juli 2014Für die krisengeplagten Griechen war es die zweite Geldaufnahme am Kapitalmarkt in diesem Jahr: Bereits im April kehrte die Athener Regierung nach vier Jahren an die Finanzmärkte zurück und konnte mit einer fünfjährigen Staatsanleihe insgesamt drei Milliarden Euro einsammeln - 500 Millionen mehr als ursprünglich angedacht waren. Der damalige Finanzminister Jannis Stournaras bezeichnete dies als "vollen Erfolg". Auch Poul Thomson vom Internationalen Währungsfonds sprach damals von einem "wichtigen Meilenstein".
Eine weitere erfolgreiche Auktion wäre nicht zuletzt ein zuverlässiges Zeichen für die Fähigkeit Griechenlands gewesen, die eigenen Schulden künftig auch ohne internationale Kredithilfen bedienen zu können. Angepeilt war für die Auktion in dieser Woche eine Gesamtsumme von etwa drei Milliarden Euro bei einem Zinssatz von weniger als 3,5 Prozent.
Doch es kam anders: Nach Angaben des Athener Finanzministeriums musste sich Griechenland nur mit halb so viel Geld zufrieden geben, um die für eine dreijährige Anleihe gerade noch vertretbare Verzinsung von 3,5 Prozent nicht zu überschreiten. Mit anderen Worten: Hätte Griechenland nicht die verhältnismäßig bescheidene Summe von 1,5 Milliarden Euro, sondern die erwünschten drei Milliarden eingesammelt, dann müsste das krisengeplagte Land eine viel höhere Verzinsung in Kauf nehmen.
Aus Regierungssicht "ganz gut gelaufen"
Am Donnerstagabend (10.07.2014) bedankte sich die griechische Regierung bei den Anlegern, die "noch einmal ihr Vertrauen in die griechische Wirtschaft" gezeigt hätten. 65 Prozent der Anleihen seien an langfristige Anleger gegangen, erklärte das Athener Finanzministerium am Freitag. "Die Anleiheauktion lief doch ganz gut, wenn man bedenkt, dass auf den Märkten derzeit ein ziemliches Durcheinander herrscht wegen Turbulenzen im portugiesischen Bankensektor", sagte ein Vertreter des Ministeriums im Gespräch mit dem Athener Wirtschaftsportal Capital.gr.
Gemeint sind die Sorgen um die portugiesische Großbank Banco Espirito Santo, deren Aktien in Lissabon vom Handel ausgesetzt waren. Aus Sicht der Athener Regierung habe die Angst vor einer Bankenpleite in Portugal die Risikoaufschläge von griechischen Staatsanleihen nach oben getrieben. Dass Griechenland trotz aller Widrigkeiten die Finanzmärkte anzapft, sei letzten Endes "ein mutiger Schritt", schreibt die regierungsnahe Athener Zeitung Ta Nea.
"Der Zinssatz ist günstiger als in der Vergangenheit, wenn auch immer noch in beachtlicher Höhe. Insgesamt war die Anleiheauktion jedoch ein Erfolg, weil sie mitten in einer Krisensituation erfolgte und zum Abschluss gebracht wurde", erklärte der Athener Wirtschaftsredakteur Babis Papadimitriou im TV-Sender Skai.
"Von Erfolg kann doch keine Rede sein", meint dagegen Panagiotis Petrakis, Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Athen, im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Ich denke, es war kein weiser und auch kein nötiger Schritt, ausgerechnet in diesen Tagen an die Finanzmärkte zu drängen". Schließlich seien die Sorgen um die Banco Espirito Santo längst bekannt gewesen und hätten nicht zuletzt dazu beigetragen, dass die Athener Börse am Dienstag mit einem Minus von 3,98 Prozent geschlossen hat. Nach der Anleiheauktion tendierte der Athener Index am Freitag jedenfalls im Plus.
Ein (fast) kluger Schachzug
Derzeit ist die aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) bestehende Troika der internationalen Kreditgeber erneut auf Inspektionsreise in Griechenland. Insofern war der Verkauf von Staatsanleihen zu diesem Zeitpunkt nicht ganz frei von taktischen Zwängen, vermutet Wirtschaftsexperte Babis Papadimitriou: "Man wollte offenbar der Troika demonstrieren, dass Griechenland auf die Finanzmärkte vertrauen kann. Dieses Kalkül ist wohl nicht aufgegangen."
Da stellt sich die Frage, warum die Anleiheauktion angesichts der Turbulenzen in Portugal nicht auf einen günstigeren Zeitpunkt verschoben wurde. "Wir dachten, es handelt sich lediglich um ein lokales Problem, aber es hat sich eben doch ausgeweitet", meint ein Mitarbeiter des Finanzministeriums lakonisch im Gespräch mit dem Wirtschaftsportal Capital.gr. Professor Panagiotis Petrakis gibt seinerseits zu bedenken, dass ein Rückzug auch mit Risiken verbunden wäre: "Die Anleiheauktion in letzter Minute verschieben - so einfach läuft das nicht. Das würde möglicherweise auch negativ oder als Mangel an Vertrauen in die eigene Wirtschaft gewertet", gibt der Ökonom zu bedenken. Aber letzten Endes sei dies eine politische Entscheidung.