Griechische Flohmärkte: Second Hand mit Steuerhürden
Je neuer und moderner, desto besser: Das gilt für viele Griechen immer noch beim Einkaufen. Doch auch die in Deutschland sehr beliebten Flohmärkte setzen sich langsam durch - trotz der bürokratischen Probleme.
Strenge Steuergesetze
Erst seit kurzem gibt es in Griechenland Facebook-Gruppen, in denen ausrangierte Waren gehandelt werden. Doch organisierte Flohmärkte - wie hier in Thessaloniki - gibt es selten. Der Grund: Strenge Steuergesetze erschweren Privatpersonen den legalen Weiterverkauf von Second-Hand-Waren.
Flohmarkt-Profis in Thessaloniki
Rund 100 Händler haben vor Kurzem auf dem Hof des neuen Rathauses in Thessaloniki ihre Waren zum Verkauf angeboten. Es sind vor allem professionelle Altwarenhändler oder Designer, die beim Finanzamt registriert sind.
Erinnerungen an deutsche Flohmärkte
"Als Privatperson darf man nicht einfach etwas verkaufen", sagt Ioanna Zikiri. "Man muss dafür ein Gewerbe anmelden und sogar auf private Gebrauchtwaren Mehrwertsteuern zahlen." Trotzdem gibt die Designerin nicht auf. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und war dort immer gerne auf Flohmärkten - auch als Verkäuferin.
"Vision für die Zukunft"
Der Veranstaltungsmanager Demis Samaras (links) und sein Kollege Kostis Karatzis organisieren schon zum dritten Mal den Thessaloniki Flea Market. Damit Privatpersonen bürokratische Probleme umgehen, läuft der Verkauf in diesem Fall über die Veranstalter selbst. "Wir haben eine Vision für die Zukunft - und es ist uns wichtig, dass alles legal abläuft", sagt Samaras.
Vorbilder: Berlin und London
Der Flohmarkt in Thessaloniki ist inspiriert von Vorreitern in deutschen oder britischen Großstädten. Dort gehört das Prinzip Second Hand schon seit langem zum Mainstream. Früher seien vor allem gebrauchte Kleider in Griechenland ein Tabu gewesen, erinnert sich Demis Samaras. Das würde sich langsam ändern: "Nur weil etwas gebraucht ist, muss es nicht schmutzig sein."
Chancen für junge Designer
Viele junge griechische Designer bieten ihre Kreationen auf dem Flohmarkt in Thessaloniki an. Sie leiden besonders unter der anhaltenden Wirtschaftskrise: Durch die wachsende Steuerlast und die geringe Kaufkraft der Griechen wird ihr Überleben zum Drahtseilakt.
"Zu schade für den Müll"
"Wir verkaufen heute altes Zeug von meinen Eltern oder Dinge, die wir auf der Straße gefunden haben. Sie sind zu schade für den Müll", sagt die Restauratorin Chrysa Fotiadou. Sie und ihr spanischer Partner Mario Perez Cabrero meinen, dass in Griechenland seit viel zu langer Zeit eine Wegwerfmentalität herrscht - das müsse sich ändern.
Preiswerte Waren für alle
Mehr als ein Drittel der Griechen sind armutsgefährdet - nach Angaben von Eurostat. Gerade für sie bietet das Prinzip Second Hand eine gute Möglichkeit, sich für wenig Geld mit dem Nötigsten einzudecken.
"Bewusste Form des Konsums"
Die Veranstalter planen schon den nächsten Flohmarkt in Thessaloniki. Demis Samaras hofft, dass sich der Second-Hand-Trend in ganz Griechenland durchsetzt: "Es geht um eine bewusste Form des Konsums, darum, nicht einfach alles wegzuwerfen und ein neues Gefühl für seine Umgebung zu entwickeln."