Klage wegen NS-Verbrechen
25. Februar 2014Die jüdische Gemeinde von Thessaloniki verklagt Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte auf Entschädigungszahlungen wegen der NS-Verbrechen. Der Schritt nach Straßburg folgt auf einen ergebnislosen Rechtsstreit über zwei Jahrzehnte vor griechischen Gerichten.
45 Millionen Euro
Es gehe um "immaterielle Schäden" sowie ein Lösegeld in Höhe von 2,5 Millionen Drachmen, das die jüdische Gemeinde 1943 an den Regionalkommandanten der Nazis, Max Merten, gezahlt habe, erläuterte der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, David Saltiel. Mit dieser Summe, die nach heutigem Stand etwa 45 Millionen Euro entspreche, seien damals 9000 Juden aus der Zwangsarbeit ausgelöst worden. Er hoffe, dass das Thema auch beim Griechenland-Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck Anfang März zur Sprache komme, sagte Saltiel.
1942 hatten die Nazis die Kontrolle über die griechische Küstenstadt übernommen. Sie zwangen etwa 10.000 jüdische Männer im Alter zwischen 18 und 45 aus Thessaloniki zur Zwangsarbeit an Straßen und Bahnstrecken im ganzen Land. Wegen der zahlreichen Todesfälle in den ersten zwei Monaten entschied sich die Gemeinde daraufhin, ein Lösegeld zu zahlen, um die Männer zu befreien.
Nur 2000 Juden in Thessaloniki überlebten die NS-Gräuel
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in der multikulturellen Stadt im Norden Griechenlands mehr als 50.000 jüdische Einwohner. Weniger als 2000 von ihnen überlebten die NS-Vernichtungslager und den Holocaust (Das Artikelbild zeigt Überlebende der NS-Gräuel vor dem Holocaust-Mahnmal in Thessaloniki). Heute hat die jüdische Gemeinde in Thessaloniki nur noch 1500 Mitglieder.
Griechenland hatte von Deutschland bereits mehrfach Entschädigungszahlungen wegen der NS-Kriegsverbrechen gefordert. Die Bundesregierung verwies jedoch stets darauf, dass die Frage der Reparationen im November 1945 durch internationale Abkommen geregelt worden sei.
se/sti (afp, ape, kna)