Großdemo bei Weltklimakonferenz
6. Dezember 2019Zu der Protestaktion hatten "Fridays for Future" und andere Klimaschutzorganisationen aufgerufen. Eine offizielle Teilnehmerzahl gab es zunächst nicht. Medien hielten die von den Organisatoren genannte Zahl von einer halben Million Menschen für wahrscheinlich zu hoch gegriffen. Doch auch so war es ein beeindruckender und bunter Demonstrationszug, der am Madrider Bahnhof Atocha startete.
Auf der fünf Kilometer langen Strecke durchs Stadtzentrum der spanischen Hauptstadt hielten Aktivisten Plakate mit Aufschriften wie "Ohne einen Planeten gibt es keine Zukunft", "Klimagerechtigkeit" und "Politiker, die Erde stirbt" in die Höhe.
"Die Menschen sind aufgewacht"
Der Sprecher der Demonstration, Pablo Chamorro, sagte vor Journalisten, 2019 sei "zweifellos das Jahr, in dem die Menschen mit Blick auf das Klima aufgewacht sind".
Besonderes Interesse zog die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg auf sich. Die 16-jährige Begründerin der "Fridays for Future"-Bewegung war erst am Freitagvormittag mit einem Nachtzug aus Lissabon in Madrid eingetroffen. Sie rief die verantwortlichen Politiker bei der Weltklimakonferenz COP25 zu mehr Engagement und handfesten Ergebnissen auf. "Ich hoffe sehr, dass die COP25 etwas Konkretes hervorbringt", sagte die Schwedin vor zahlreichen Journalisten. Die Mächtigen in der Welt müssten endlich begreifen, wie ernst die Situation sei.
Alle Bemühungen hätten bisher nicht gefruchtet, es fehle am politischen Willen, sagte Thunberg. Die Klimakrise sei derweil noch viel größer geworden. "Wir streiken jetzt seit mehr als einem Jahr, aber nichts ist wirklich passiert. Wir brauchen endlich Taten."
Druck auf die COP25-Teilnehmer
Ziel der Demonstranten war und ist es, Druck auf die Teilnehmer des Weltklimagipfels auszuüben. Tausende Experten diskutieren seit Montag in Madrid über den weltweiten Klimaschutz. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob es noch gelingen kann, den globalen Temperaturanstieg zu bremsen. Aus Verhandlungskreisen verlautete, dass es Fortschritte gebe, viele entscheidende Fragen allerdings erst in der kommenden Woche auf die Tagesordnung kämen. Dann wird auf Ministerebene verhandelt, mindestens bis zum 13. Dezember. Allerdings mussten die Teilnehmer bei fast allen vorangegangenen Klimakonferenzen in die Verlängerung, manchmal sogar für mehrere Tage.
Eigentlich hatte Chile die COP25 ausrichten sollen. Doch wegen der Unruhen im Lande sah sich die Regierung außer Stande, für die Sicherheit der Teilnehmer und einen geordneten Verlauf der Konferenz zu sorgen. Spanien war kurzfristig eingesprungen. Viele indigene Gruppen aus Südamerika kamen trotzdem zu der Konferenz, um darauf hinzuweisen, dass sie besonders vom Klimawandel bedroht sind.
mak/qu/rb (dpa, afp)