Großbritannien mit Australien einig über Handel
15. Juni 2021Großbritannien und Australien haben sich auf ein Freihandelsabkommen verständigt. Mit der Vereinbarung sollen gegenseitige Zölle und sonstige Handelshürden wegfallen, wie beide Staaten am Dienstag mitteilten. Zudem soll die Zusammenarbeit im Sicherheitsbereich, in der Klimapolitik und in Wissenschaft und Technologie ausgeweitet werden. Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von einem Neubeginn in den Beziehungen beider Länder.
Für Großbritannien ist es der erste, grundlegend neu ausgehandelte Handelsvertrag seit dem EU-Abschied im vergangenen Jahr. Die Regierung in London will sich künftig mehr auf wachstumsstarke Regionen konzentrieren. Dazu gehört auch der pazifische Raum. Das Abkommen mit Australien wird daher in London als erster wichtiger Schritt angesehen.
Gast beim Gipfel
Die letzten Stolpersteine wurden in den vergangenen Tagen von den beiden Regierungschefs Scott Morrison und Johnson aus dem Weg geräumt. Sie hatten am Wochenende nach dem Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen (G7) miteinander verhandelt. Morrison war dort Gast, sein Land gehört nicht zu den G7.
Großbritannien ist für Australien der achtwichtigste Handelspartner. Bevor das Königreich 1973 Teil der EU und damit des Binnenmarktes wurde, war es für Australien der wichtigste Handelspartner.
Im vergangenen Jahr summierte sich der Handel zwischen Großbritannien und seiner einstigen Kolonie Australien auf 13,9 Milliarden Pfund (rund 16 Milliarden Euro). Die britische Regierung setzt nun darauf, dass dieses Volumen mit dem neuen Abkommen weiter steigt.
Landwirte fürchten Fleischimporte
Nicht alle Briten sind euphorisch angesichts des Vertrages. So fürchten Bauernverbände, dass zollfreie Fleischimporte aus Australien die britischen Schaf- und Rinderzüchter treffen könnten. Die Regierung betonte dagegen, dass der Deal Obergrenzen für zollfreie Einfuhren in den kommenden 15 Jahren sowie Quotenregelungen und andere Schutzmaßnahmen vorsehe.
Großbritannien war im Januar 2020 offiziell aus der EU ausgetreten; zu Beginn dieses Jahres vollzog das Vereinigte Königreich dann auch den Austritt aus dem gemeinsamen Binnenmarkt und der Zollunion. Deshalb muss London zahlreiche Handelsbeziehungen mit anderen Ländern neu ausloten und eigene Abkommen schließen.
Als große Herausforderung gilt dabei vor allem ein Deal mit den USA. Das mit der EU ausgehandelte Handels- und Kooperationsabkommen ist seit Anfang Mai endgültig in Kraft. Auch mit weiteren Dutzenden Ländern hat Großbritannien seit dem Brexit bereits Handelsverträge beschlossen. Allerdings handelte es sich dabei stets um Kopien der bestehenden EU-Verträge mit diesen Staaten.
iw/bea (rtr, dpa, afp)