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Flüchtlinge: Paris und London fordern Hilfe

2. August 2015

Paris und London haben die Flüchtlingskrise zu einer europäischen Priorität erklärt. In einer Stellungnahme drohen sie zudem indirekt illegalen Migranten und erklären: "Unsere Straßen sind nicht mit Gold gepflastert."

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Ein Mann klettert am Freitag über einen Zaun am Eurotunnel (Foto: PA Wire)
Ein Mann klettert über einen Zaun am EurotunnelBild: picture-alliance/empics/Y. Mok

Angesichts der Flüchtlingskrise am Eurotunnel haben Frankreich und Großbritannien die Unterstützung der anderen EU-Staaten verlangt. Die Welt leide unter einer "globalen Flüchtlingskrise" - diese könne aber nicht von Frankreich und Großbritannien allein geschultert werden, erklärten der französische Innenminister Bernard Cazeneuve und seine britische Kollegin Theresa May. Für Paris und London habe das Vorgehen gegen illegale Grenzübertritte am Ärmelkanal "oberste Priorität".

In einer gemeinsamen Stellungnahme, die in der französischen Sonntagszeitung "Journal du Dimanche" sowie im britischen "Telegraph" veröffentlicht wurde, appellierten Cazeneuve und May an die europäische Solidarität: "Viele von denen in Calais, die versuchen, den Ärmelkanal zu überqueren, sind durch Italien, Griechenland oder andere Länder gekommen", schrieben sie.

Bernard Cazeneuve und Theresa May (Archivbild vom Januar: AP)
Bernard Cazeneuve und Theresa May (Archivbild vom Januar)Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Dejong

In den beiden Textversionen gab es leichte Differenzen. So heißt es in der französischen Version, London und Paris arbeiteten "Hand in Hand mit den anderen Staaten" der EU für eine Lösung. In der englischen Version heißt es, London und Paris würde "andere Mitgliedstaaten - und die EU als Ganzes - drängen, das Problem an der Wurzel anzugehen".

Warten auf die Gelegenheit

Seit Wochen versuchen nahe dem nordfranzösischen Calais immer wieder Migranten, nachts zum Eurotunnel vorzudringen, um an Bord von Güterzügen nach Großbritannien zu gelangen. Mitunter wurden pro Nacht 2000 Fluchtversuche registriert. Seit Juni gab es bei solchen Versuchen mehrere Tote. In einem behelfsmäßigen Lager bei Calais harren rund 3000 Migranten aus, die auf eine Gelegenheit zur Flucht warten.

"Diese Situation anzugehen, ist die oberste Priorität für die Regierungen Großbritanniens und Frankreich", erklärten Cazeneuve und May. "Unsere Straßen sind nicht aus Gold gepflastert", erklärten sie und fügten hinzu, dass aus beiden Ländern derzeit pro Monat rund 200 Migranten abgeschoben würden.

Französische Polizisten jagen am Donnerstag bei Calais hinter Migranten her, die über den Eurotunnel nach Großbitannien gelangen wollen (Foto: Reuters)
Französische Polizisten jagen am Donnerstag am Eurotunnel hinter Migranten herBild: Reuters/P. Rossignol

Nach einem Treffen mit Cazeneuve am Dienstag hatte May angekündigt, umgerechnet zehn Millionen Euro mehr für die Grenzsicherung bereitzustellen. Frankreich schickte 120 zusätzliche Polizisten nach Calais, insgesamt sind dort nun 550 Beamte im Einsatz. Diese Maßnahmen seien ein "klares Signal", erklärten die Minister.

Seit Frankreich mehr Polizisten nach Calais geschickt hat, sinkt die Zahl der Versuche, illegal die Grenze zu überschreiten. Am Wochenende wurden in zwei Nächten etwa 700 Versuche gezählt. Alleine in der Nacht zum Freitag waren es noch etwa 1000 gewesen. Laut einer Eurotunnel-Sprecherin war der Tunnel in der Nacht zum Sonntag fünf Stunden lang gesperrt. Die Flüchtlinge hätten offenbar ihre Strategie geändert und seien nun in größeren Gruppen unterwegs gewesen, die schwerer zu kontrollieren seien.

Erhitzte Gemüter

Die Lage in Calais erhitzt in Frankreich immer mehr die Gemüter, wobei sich der Zorn vor allem gegen die britische Regierung richtet. Der Oppositionsabgeordnete der konservativen Partei Die Republikaner, Xavier Bertrand, warf Premierminister David Cameron im "Journal du Dimanche" vor, das Problem nicht ernst zu nehmen. Mit Geld allein sei dieses nicht zu lösen. London müsse seine Gesetze ändern, die es möglich machten, ohne Papiere in Großbritannien zu arbeiten. Bertrand will Regionalpräsident in der Region um Calais werden und tritt immer häufiger als Sprachrohr der Anwohner in Erscheinung.

Auch die Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart, warf London vor, die Franzosen mit dem Problem allein zu lassen. Die Parteikollegin von Bertrand äußerte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP zugleich Unbehagen angesichts der Aufrüstung mit immer mehr Beamten, Spürhunden und Zäunen.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte am Freitagabend mit Cameron telefonisch über die Lage beraten. Zuvor hatte er gesagt, Frankreich komme seiner Verantwortung nach, könne dies aber nicht allein tun.

stu/hf (afp, dpa)