Endlich ist er da
19. September 2015Nach einem mehr als elfstündigen Flug landete der Alitalia-Airbus aus Rom auf Kubas Hauptstadtflughafen. Entlang der Straße nach Havanna, an der riesige Transparente mit dem Konterfei des Papstes hingen, hatten sich tausende Menschen versammelt, um den 78-jährigen Argentinier willkommen zu heißen. Kubas Präsident Raul Castro hielt am Flughafen eine Willkommensrede.
Die diplomatische Kunst des Franziskus'
Auch Hunderte Journalisten aus der ganzen Welt verfolgten die Ankunft vor Ort. Das Medieninteresse an der Reise von Papst Franziskus ist wegen der aktuellen Annäherung zwischen dem sozialistischen Kuba und den USA besonders groß. Franziskus setzt sich neben mehr religiöser Freiheit für eine weitere Annäherung der einstigen Erzfeinde USA und Kuba ein. Er hatte die politische Entspannung nach Jahrzehnten der Feindschaft angestoßen. Seit Juli haben beide Staaten wieder Botschaften im jeweils anderen Land. Franziskus macht sich zudem für die vollständige Aufhebung des seit rund 55 Jahren bestehenden US-Handelsembargos stark.
Castro dankte dem Papst in seiner Rede für dessen Einsatz. Auch er forderte erneut, das Handelsembargo gegen den kommunistischen Karibikstaat komplett zu beenden und die US-Militärbasis in Guantánamo an Kuba zurückzugegeben. Ferner nannte Castro die herrschende Weltwirtschaftsordnung ungerecht. Der Reichtum der Welt müsse neu verteilt werden.
Messe vor der Che Guevar-Statue
Franziskus wiederum forderte gleich zum Auftakt seines Besuchs mehr religiöse Freiheiten in Kuba. Die Kirche wolle das kubanische Volk mit seinen Hoffnungen und seinen Sorgen begleiten, "in Freiheit und mit allen notwendigen Mitteln und Freiräumen", betonte der 78-Jährige bei seiner Ankunft.
Am Sonntag wird der Papst eine Messe in Havanna halten, zu der Hunderttausende Kubaner erwartet werden. Dafür wurde der Platz der Revolution, den eine riesige Skulptur des Revolutionshelden Che Guevara überragt, mit den Flaggen Kubas und des Vatikans geschmückt.
Als dritter Papst in Kuba
Die Lage der katholischen Kirche in Kuba, die seit der Revolution von 1959 lange unterdrückt wurde, hat sich seit dem ersten Papstbesuch von Johannes Paul II. im Jahr 1998 merklich gebessert. 80 vom sozialistischen Staat konfiszierte Kirchengebäude sollen wieder zurückgegeben werden. Offiziell gilt in Kuba inzwischen Religionsfreiheit. Nach Johannes Paul II. hatte zuletzt Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 den Inselstaat besucht.
Zur Enttäuschung kubanischer Dissidenten, die ein Signal des Papstes gegen Menschenrechtsverletzungen fordern, ist allerdings kein Treffen zwischen Franziskus und Revolutionsführer Fidel Castro geplant. Kubas Staatschef überbrachte dem Papst lediglich Grüße von seinem Bruder Fidel. Der Papst reagierte mit der allgemeinen Bitte, auch all diejenigen zu grüßen, die er "aus verschiedenen Gründen nicht werde treffen können."
Auf dem Programm von Franziskus in Kuba stehen auch Besuche in Holguín und Santiago. Am Dienstag reist der Pontifex weiter nach Washington, wo ihn US-Präsident Barack Obama empfangen wird. Mit neun Tagen ist der Amerikaaufenthalt die bisher längste Auslandsreise des Papstes.
cw/rb (dpa, afpe, kna, rtre)