Größere Risiken an den Finanzmärkten
13. April 2016Im zurückliegenden halben Jahr hätten sich die Risiken wegen wirtschaftlicher Unsicherheiten, fallender Rohstoffpreise und Sorgen um China erhöht, heißt es in dem am Mittwoch in Washington vorgelegten Finanzstabilitätsbericht des Internationalen Währungsfonds (IWF).
In den Industrieländern haben die Risiken demnach zugenommen, während sie in den Schwellenländern unverändert hoch geblieben sind. In den Industrieländern sieht der IWF insbesondere den Bankensektor mit Sorge. Die Geschäftsmodelle vieler Institute stünden vor "erheblichen Herausforderungen".
Die Experten sprachen im Besonderen die Lage in der Eurozone an. Hier müssten die Banken dringend das Problem angehäufter fauler Kredite anpacken. Die Staaten der Eurozone sollten zudem die Bankenunion und die gemeinsame Einlagensicherung vorantreiben.
Weniger Geld in Schwellenländern
Die Schwellenländer müssten sich dagegen stärker gegen Risiken von außen absichern, so die Ökonomen. Unter anderem die niedrigen Rohstoffpreise hätten nach Jahren steigender Verschuldung zu einer Kombination aus abgeschwächtem Wachstum, erschwerten Kreditbedingungen und schwankenden Kapitalflüssen geführt.
Viele Unternehmen befinden sich laut den Experten in Schwierigkeiten und haben mit erschwerten Finanzierungsbedingungen zu kämpfen. Da viele Firmen in Staatshand seien, drohe dies auch die Staatshaushalte zu belasten.
In China beispielsweise sei das Volumen der Verschuldung von Firmen gestiegen, deren Gewinne nicht ausreichten, um die Zinszahlungen abzudecken. Gemessen an der gesamten Unternehmensverschuldung habe sich der Anteil seit 2010 mehr als verdreifacht und liege inzwischen bei 14 Prozent. Den Banken drohen dadurch nach Berechnungen der Ökonomen Verluste in Höhe von schätzungsweise sieben Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung.
Gestiegene Risiken
Nach massiven Turbulenzen an den Finanzmärkten zum Jahresbeginn habe sich die Lage seit Februar zwar beruhigt. Die entscheidende Frage sei aber, ob die Turbulenzen inzwischen überwunden seien oder ob sie eher als "Warnsignal" zu verstehen seien, sagte IWF-Finanzmarktexperteb Jose Vinals am Mittwoch. "Ich denke, dass letzteres der Fall ist. Es muss mehr getan werden, um weltweit für Stabilität zu sorgen."
Der IWF fordert einen Mix aus Strukturreformen, staatlichen Konjunkturprogrammen und weiteren Finanzmarktreformen. Die Geldpolitik allein könne die Probleme nicht lösen.
Sollten Reformmaßnahmen ausbleiben, könnten sich die Börsenturbulenzen sogar verstärken, warnte der IWF. Schwächeres Wachstum, schärfere Finanzierungsbedingungen und steigende Schuldenlasten seien mögliche Folgen. Die Weltwirtschaft drohe dann in eine Phase der Turbulenzen an den Finanzmärkten, sinkende Rohstoffpreise und faule Kredite - laut IWF sind die Risiken für die weltweite Finanzstabilität gestiegen.
Der Fonds hatte am Dienstag bereits zum zweiten Mal binnen weniger Monate seine Wachstumsprognosen zurückgenommen. Die globale Wirtschaftsleistung wird demnach in diesem Jahr nur noch um 3,2 statt um 3,4 Prozent zulegen und im nächsten Jahr um 3,5 statt um 3,6 Prozent.
bea/nm (dpa, reuters)