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Größtes Musik-Festival auf dem Balkan auch Forum für Diskussion

6. Juli 2004

– Aktionen gegen Menschenhandel und Abwanderung junger Fachleute ins Ausland

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Bonn, 4.7.2004, DW-RADIO/Serbisch, Dinko Gruhonjic

Das diesjährige Festival "Exit" in Novi Sad bietet neben dem Musik-Programm auch Aktionen gegen den Menschenhandel und die Abwanderung junger Fachleute ins Ausland (Brain Drain). Informationsmaterial wurde an Tausende Besucher verteilt. Ferner fanden Podiumsdiskussionen zu diesen Aktionen statt.

Auf der Podiumsdiskussion über den Brain Drain hieß es, dass dieser Prozess eine der schwerwiegendsten Folgen der Kriege auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien ist. "Mit der Abwanderung junger und gebildeter Leute ins Ausland verlieren ihre Herkunftsländer ihre Intellektuellen und Fachleute. Langfristig betrachtet wirkt sich dies nicht nur auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung dieser Staaten aus, es beeinträchtigt auch den biologischen Fortbestand ganzer Völker", sagte Janja Bec Neumann bei der Diskussion. Janja Bec ist zudem die Autorin des Buches "Arhipelag Atlantida" (dt.: Archipel Atlantis), der ersten Studie über durch Krieg verursachten Brain Drain in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

An der Diskussion nahm auch Mia Sidran vom Zentrum für interdisziplinäre Post-Diplom-Studiengänge in Sarajevo teil. Sie überlebte den Krieg in Sarajevo, schloss daraufhin ihr Studium in Kanada ab und kehrte nach Sarajevo zurück. Um die Abwanderung aufzuhalten, ist es ihr zufolge erforderlich, dass die Regierungen in der Region eine eindeutige Strategie bestimmen, allerdings ist ebenfalls die Initiative Einzelner enorm wichtig: "Ich möchte gern die Tatsache unterstreichen, dass die Verantwortung auf uns allen liegt und nicht nur bei unseren Regierungen. Häufig sind es Projekte von einzelnen Visionären, die Energie haben und sich engagieren über die Maßen ihrer materiellen und der übrigen Möglichkeiten hinaus. Diese können Projekte schaffen, die die Menschen zur Rückkehr bewegen".

Nach Einschätzung der Teilnehmer der Podiumsdiskussion über den Menschenhandel besteht das größte Problem Serbiens im Kampf gegen diese Form der Kriminalität darin, dass die Justiz ineffizient arbeitet. Hören wir den Chef des nationalen Koordinationsdienstes für den Schutz der Opfer von Menschenhandel, Aleksandar Olenik: "Warum gerade die Staatsanwaltschaft und das Gericht? Weil die Verfahren langsam geführt werden, und wenn sie dann abgeschlossen sind, fallen die Strafen gering aus. Dies sind die grundlegenden Probleme". Olenik sagte ferner, die Einschätzung des amerikanischen Außenministeriums, dass Serbien nicht ausreichend gegen Menschenhandel vorgehe, sei nicht richtig. Als Gegenargument führte er an, dass Serbien einen speziellen Dienst für den Kampf gegen diese Form der Kriminalität eingeführt habe. Bei der Diskussion wurde ferner darauf hingewiesen, dass Serbien nicht nur ein Transitland für den Menschenhandel sei, was häufig angenommen werde, es sei auch Ziel- und Herkunftsland dafür. Der Kampagne "Stopp dem Menschenhandel" schloss sich beim diesjährigen Exit auch der bekannte Musiksender MTV an. (md)