Grüne: "Hochkarätiger Angriff" auf Bundestag
11. Juni 2015Die Hacker-Attacke auf das Computer-Netzwerk des Bundestags war nach Einschätzung der Grünen ein "hochkarätiger Angriff von geheimdienstlicher Qualität". Das sagte der netzpolitische Sprecher der Partei, Konstantin von Notz, der ARD. Trojaner seien tief in das Netzwerk eingedrungen und hätten gravierende Probleme verursacht.
Wer hinter dem Cyber-Angriff stecke, sei nur sehr schwer festzustellen: "Sie können in der digitalen Welt die Spuren eines solchen Angriffs maximal verwischen. Wenn Sie in irgendeinen Quellcode drei chinesische Schriftzeichen reinsetzen, dann ist das eben gerade kein Beweis dafür, dass das nun aus China kommt", erläuterte von Notz.
Er kritisierte zugleich die Informationspolitik der Parlamentsverwaltung. Die interne Kommunikation sei nicht gut gelaufen: "Da muss man künftig vieles besser machen." Mit dem Hacker-Angriff wird sich an diesem Donnerstag der Ältestenrat des Bundestags befassen.
Trojaner angeblich noch aktiv
Nach einem Bericht der Sender NDR und WDR sowie der "Süddeutschen Zeitung" ist der Angriff so gravierend, dass das Parlament sein gesamtes Computer-Netzwerk neu aufbauen muss. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei zu dem Ergebnis gekommen, dass das Netz nicht mehr gegen den Angriff verteidigt werden könne und aufgegeben werden müsse. Einem Bericht von "Spiegel Online" zufolge fließen noch immer Bundestagsdaten in unbekannter Richtung ab. Es werde daher von einem drohenden "Totalschaden" gesprochen. Ein möglicher Austausch würde Monate dauern und Kosten in mehrstelliger Millionenhöhe verursachen.
NDR, WDR und SZ berichten weiter, die Angreifer hätten mittlerweile sogar Administratoren-Rechte an sich gebracht. Sie hätten somit Zugriff auf beliebige Systeme des Bundestags sowie auf alle Zugangsdaten der Fraktionen, Abgeordneten und Mitarbeiter.
Steckt ein ausländischer Geheimdienst dahinter?
Vor vier Wochen war bekannt geworden, dass Bundestags-Computer das Ziel einer beispiellosen Cyberattacke wurden. Unbekannte hatten einen Trojaner ins Netzwerk eingeschleust und Daten abgezweigt. Von wem der Angriff kam, ist bislang unklar. Wiederholt war aber darüber spekuliert worden, dass ein ausländischer Geheimdienst dahinterstecken könnte, möglicherweise der russische.
sti/cw (afp, dpa, rtr)