Cem Özdemir will an die Fraktionsspitze
7. September 2019Die beiden wollen Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter ablösen, die bei der Neuwahl des Fraktionsvorstands am 24. September erneut für die Doppelspitze der Bundestagsfraktion kandidieren. "Wir sind überzeugt davon, dass ein fairer Wettbewerb der Fraktion gut tut - nach außen wie nach innen", schreiben der 53-jährige Özdemir und die 52-jährige Kappert-Gonther in ihrer Bewerbung.
Ihnen komme es darauf an, auch als kleinste Fraktion im Parlament "der Gegenpol einer schwachen Regierung zu sein". Gleichzeitig stellen Özdemir und Kappert-Gonther klar, dass sie für den nächsten Wahlkampf im Bund keine Spitzenkandidatur anstreben. Dafür gelten Grünen-intern die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck als de facto gesetzt.
Die Fraktionschefs werden zwar einzeln gewählt und nicht im Team, es muss aber mindestens eine Frau dabei sein. In der Regel sind auch beide Parteiflügel - Linke und sogenannte Realpolitiker - an der Spitze der Fraktion vertreten. Kappert-Gonther gehört wie Hofreiter zu den Parteilinken, Özdemir und Göring-Eckardt sind "Realos".
Özdemir war bei der Bundestagswahl 2017 noch Parteichef und neben Göring-Eckardt Spitzenkandidat der Umweltpartei. Nach dem Scheitern der Gespräche für eine sogenannte Jamaika-Koalition mit Union und FDP gehörte der Sohn türkischer Gastarbeiter, der im baden-württembergischen Bad Urach aufwuchs, zu den Verlierern. Er wurde Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag und trat damit politisch in die zweite Reihe. Für den Parteivorsitz hatte er nicht erneut kandidiert.
Seine Mitbewerberin Kappert-Gonther ist erst seit gut zwei Jahren in der Bundespolitik aktiv. Davor war sie sechs Jahre als Abgeordnete in der Bremischen Bürgerschaft. In der Fraktion ist die gebürtige Marburgerin und Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Sprecherin für Drogenpolitik und Gesundheitsförderung.
Das Duo Göring-Eckardt/Hofreiter führt die Fraktion bereits seit Oktober 2013. Bei der Fraktionswahl im Januar 2018 hatten die beiden ohne Gegenkandidaten jeweils nur rund zwei Drittel der Stimmen der 67 Grünen-Abgeordneten bekommen.
uh/sti (dpa)