Göttin der Kinoleinwand: Brigitte Bardot
Sexsymbol und Filmikone, Tierschützerin und Gelbwesten-Sympathisantin: Brigitte Bardot ist zur umstrittenen Persönlichkeit geworden. Sie lebt ein radikal zurückgezogenes Leben. Jetzt wird der französische Filmstar 85.
"...Und immer lockt das Weib"
Neben Marilyn Monroe war die Bardot lange Zeit Jahre das größte Sexsymbol des Kinos. Mitte der 1950er Jahre feierte Brigitte Bardot mit dem Film "...Und immer lockt das Weib" ihren Durchbruch. Regie führte ihr damaliger Ehemann, der Regisseur Roger Vadim. Er sollte das Bild der Schauspielerin entscheidend prägen: "Die BB" wurde zur sinnlichen und auch tabubrechenden Ikone des Weltkinos.
Karrierestart als Mannequin
Als junges Mädchen tanzte Brigitte barfüßig am Strand von Cannes. Mit 15 wurde sie als Model entdeckt und zu einem der gefragtesten Mannequins Frankreichs. Die am 28.9.1934 geborene Pariserin wuchs in einem konservativ-katholischen Elternhaus auf. Auch deshalb darf man ihre Bemühungen, ihren Körper sinnlich zur Schau zu stellen, als ganz persönliche Provokation verstehen. Das gefiel nicht allen.
Leinwanderfolge und Privatleben
Mit ihren Affären, Ehen und Seitensprüngen erregte die Bardot mindestens ebenso viel Aufsehen wie mit ihren Filmen. So zeigte sie sich im Jahre 1958 ohne Scheu mit ihrem Liebhaber, dem Sänger Sacha Distel. Die junge Bardot hatte ihre erste Ehe hinter sich, drei weitere sollten folgen. Paparazzi aus ganz Europa stürzten sich auf sie. Die BB wurde zu einer der meistfotografierten Frauen der Welt.
Dreharbeiten mit Godard
Brigitte Bardot hat 45 Filme gedreht und noch mehr Schallplatten veröffentlicht. Sieht man davon ab, dass sie jedem Song, jeder Rolle ein gewisses Etwas verlieh, sind die meisten Titel heute vergessen. Gerade einmal ein halbes Dutzend Filme sind in Erinnerung geblieben. Am bemerkenswertesten: Jean-Luc Godards "Le mépris" ("Die Verachtung") aus dem Jahre 1963, mit Jack Palance an ihrer Seite.
"Viva Maria!"
Brigitte Bardot arbeitete mit vielen wichtigen Regisseuren zusammen: Neben Godard vor allem ihr Landsmann Louis Malle. 1965 drehte sie mit ihm die Westernkomödie "Viva Maria". An ihrer Seite: Jeanne Moreau. Zusammen waren die beiden Diven ein unschlagbares Duo. "Viva Maria" war eine Komödie voller Anspielungen und Frivolität.
Glück und Unglück
Hinter der glamourösen Oberfläche ihres Jetset-Lebens spielten sich in Bardots Privatleben Dramen ab. Selbstmordversuche, Nervenzusammenbrüche, Abtreibungen, Krankheiten unterbrachen immer wieder ihre Karriere. Die Geburt ihres Sohnes 1960 bedeutete nur kurzes Glück. Kurz danach verließ sie den Vater, den Schauspieler Jacques Charrier, und begann eine Affäre mit dessen Kollegen Sami Frey.
High-Society-Leben
Besonders spektakulär für die Öffentlichkeit war die Verbindung der Schauspielerin zu dem deutschen Millionär Gunter Sachs. Die beiden lernten sich im Frühjahr 1966 kennen. Sachs ließ von einem Hubschrauber aus hunderte roter Rosen über der Villa der Bardot in St. Tropez abwerfen. Kurz darauf heirateten sie. Die Ehe wurde im Herbst 1969 geschieden, doch die Beziehung war vorher schon zerbrochen.
Mythos Bardot
Brigitte Bardot faszinierte nicht nur Kinopublikum und Boulevardmedien. Auch einige Intellektuelle begannen in den 1950er Jahren, sich mit dem Phänomen der Bardot auseinanderzusetzen. 1959 schrieb Simone de Beauvoir ihren berühmten Essay "Brigitte Bardot und das Lolita-Syndrom" fasziniert: "Sie isst und sie liebt auf ein- und dieselbe unprätentiöse Art".
Beruflicher Abstieg
Auch wenn die Bardot immer noch ein Star war, nach 1967 drehte sie keine bemerkenswerten Filme mehr. An der Kasse zog sie die Kinofans nicht mehr in Scharen an. Ein Star-Vehikel, wie der 1971 gedrehte Film "Petroleum-Miezen" mit Claudia Cardinale, war ein typisches Produkt dieser Zeit: prominent besetzt, teuer, aber künstlerisch wenig inspiriert. Danach sollte BB nur noch zwei Filme drehen.
Leidenschaftliche Tierschützerin
Mit 40 zog sich die Schauspielerin endgültig vom Filmgeschäft zurück. In der Villa "La Madrague" im französischen Fischerort St. Tropez, die sie 1958 gekauft hatte, widmete sie sich nun ihrem Engagement für bedrohte und gequälte Tiere. Bardot wurde zu einer der einflussreichsten Tierschützerinnen weltweit. Mit der gleichen Kompromisslosigkeit kämpfte sie gegen Tierversuche und Robbenjagd.
Konsequent und umstritten
So erfolgreich die Bardot während ihrer Karriere war, so konsequent hielt sie ihre Enthaltsamkeit von den Kameras später durch. Sie zog sich ins Privatleben zurück, engagierte sich für Tiere und auch für die Rechtsextremen in Frankreich. Seit den '90er Jahren pflegte sie Verbindungen zum Front National, sprach sich gegen Homosexuelle aus und wetterte gegen eine angebliche Überfremdung Frankreichs.
Jahrhundertgestalt
Trotz aller Kritik wegen ihrer radikal-politischen Einstellungen - Brigitte Bardot ist unumstritten eine kulturelle Ikone des 20. Jahrhunderts. Wie nur wenige andere Stars verkörpert sie eine ganze Ära des Kinos. Und nicht zuletzt ihre Widersprüchlichkeit machte sie so faszinierend - zwischen Sexobjekt und weiblicher Selbstbestimmung prägte sie in für Jahrzehnte ein neues Frauenbild.
Leben voller Extreme
"Ich werde mein ganzes Leben lang sagen, was ich denke. Ob das gefällt oder nicht", lautet ihr Lebensmotto, das sie bis heute beherzigt. Seit 2018 macht sie in ihrem Heimatort Saint Tropez mobil gegen die Übernahme kleiner Lokale durch Luxusketten. "Das Geld hat alles zerstört", beklagte sie in einem Interview mit der Wochenzeitung '"Marianne." Am 28.9. wird die legendäre BB 85.