Haftbefehl gegen Boliviens Ex-Präsident Morales ausgestellt
17. Dezember 2024In Bolivien ist ein Haftbefehl gegen den früheren Präsidenten Evo Morales wegen des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs einer 15-Jährigen während seiner Amtszeit ausgestellt worden. "Es wird die außergewöhnliche Maßnahme einer sechsmonatigen Präventivhaft in einem öffentlichen Gefängnis beantragt", erklärte der bolivianische Generalstaatsanwalt Róger Mariaca am Montagabend.
Einige Stunden zuvor hatte Staatsanwältin Sandra Gutiérrez bekanntgegeben, dass sie die Festnahme von Morales angeordnet habe, da dieser sich weigere, zu einer Vorladung wegen der Vorwürfe zu erscheinen. Die Befugnis zum Erlassen des Haftbefehls war bereits am 16. Oktober erteilt worden.
Vorwurf der Vergewaltigung
Dem 65-jährigen Morales wird vorgeworfen, im Jahr 2016 ein Kind mit einem minderjährigen Mädchen gezeugt zu haben. Dies hätte nach bolivianischem Recht den Tatbestand einer Vergewaltigung erfüllt. Gerichtsdokumenten zufolge hatten die Eltern des Mädchens sie gezielt in Morales' "Jugendgarde" gesteckt, um "im Austausch für ihre minderjährige Tochter" Vorteile zu erlangen. Daher war auch die Mutter des Mädchen angeklagt worden.
Morales hat sich noch nicht zu dem Haftbefehl geäußert, hat aber zuvor jegliches Fehlverhalten bestritten. Er beschuldigte auch seinen Nachfolger im Präsidentenamt, den linken Politiker Luis Arce, sich mit seinen Feinden "verschworen" zu haben, um ihn an einer Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im nächsten Jahrzu hindern. Arce und Morales waren frühere Verbündete.
Morales Anhänger bleiben ihm treu
Der linksgerichtete Morales war von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens und lange sehr beliebt - bis er versuchte, die Verfassung zu umgehen und 2019 eine vierte Amtszeit anzustreben. Er gewann zwar die Wahl, trat aber nach heftigen Protesten zurück und floh vorübergehend aus dem Land.
Obwohl Morales laut Verfassung nicht erneut kandidieren darf, will der ehemalige Präsident den amtierenden Arce bei der kommenden Präsidentschaftswahl herausfordern und für die linksgerichtete MAS kandidieren. Der Konflikt zwischen den beiden Widersachern hatte sich zuletzt immer weiter zugespitzt.
ch/se (ap, afp)
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