Heftige Gefechte im Sudan dauern an
20. April 2023Aufgrund anhaltender Kämpfe im Sudan können Zehntausende Menschen in der Hauptstadt Khartum ihre Häuser weiterhin nicht verlassen. Luftangriffe und Artilleriefeuer dauern an. Besonders umkämpft sind der Flughafen und das Generalkommando des Militärs. Zeugen zufolge liegen Leichen auf den Straßen. Auch in anderen Teilen des Landes setzten sich die heftigen Gefechte zwischen der Armee und der Spezialeinheit Rapid Support Forces (RSF) fort.
Am Mittwochabend waren Bemühungen um eine Waffenruhe abermals gescheitert. Nach Informationen mehrerer Medien musste die Bundesregierung einen Versuch, im Sudan lebende Deutsche auszufliegen, zunächst stoppen. Drei Militärtransporter vom Typ A400M seien zurückbeordert worden. Kanzler Olaf Scholz bezeichnete die Lage im Sudan als schwierig und bedrohlich. Zugleich kündigte er an, Deutschland werde bei einer möglichen Rettungsaktion auch versuchen, Bürgern anderer Staaten zu helfen.
Guterres will mindestens dreitägige Waffenruhe
UN-Generalsekretär António Guterres hat eine "mindestens dreitägige" Waffenruhe im Sudan gefordert. Er gehe davon aus, dass dies aus Anlass des Zuckerfestes "möglich" sei, sagte Guterres vor Journalisten in New York. Zivilisten könnten dann den Kämpfen entkommen und sich mit dem Nötigsten versorgen. Die Vereinten Nationen würden mit den Konfliktparteien in Kontakt stehen. Dies solle aber nur eine "erste Etappe" sein und einen dauerhaften Waffenstillstand ermöglichen. Das Zuckerfest oder Aid al-Fitr wird zum Abschluss des islamischen Fastenmonats Ramadan gefeiert.
Gesundheitsversorgung zusammengebrochen
Nach UN-Angaben gibt es in vielen Häusern seit Tagen keinen Strom mehr. Trinkwasser und Nahrungsmittel, Benzin und Medikamente gingen aus. Die Gesundheitsversorgung sei so gut wie zusammengebrochen, sagte das sudanesische Ärztekomitee. Die Welthungerhilfe warnte vor einer "humanitären Tragödie". Schon vor Ausbruch der Gewalt habe jeder Fünfte der 46 Millionen Einwohner Hunger gelitten. Besonders dramatisch sei die Situation in der westlichen Region Darfur. Zugleich verurteilte die Organisation Übergriffe auf humanitäre Helfer.
Im Sudan kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch militärischer Oberbefehlshaber ist, seit Samstag gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Dieser kommandiert die RSF. Eigentlich hätte die paramilitärische Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.
Selbsternannter Retter des Sudans
Al-Burhan und Daglo standen seit einem gemeinsamen Militärputsch 2021 an der Spitze des nordostafrikanischen Staates. Daglo, der enge Kontakte zu Russland unterhält, bezeichnet den Putsch in Online-Medien inzwischen als "Fehler" und präsentiert sich und seine Miliz als Retter des Sudans. Seit Beginn des Konflikts wurden der Weltgesundheitsorganisation zufolge fast 300 Menschen getötet und mehrere Tausend verletzt.
Unterdessen sollen auch ausländische Kräfte in die Kämpfe involviert sein. So berichtet die US-Zeitung "Wall Street Journal", Ägypten habe der sudanesischen Armee Kampfflugzeuge und Piloten geschickt. Die Regierung in Kairo sehe in al-Burhan einen wichtigen Verbündeten im Streit mit Äthiopien über einen riesigen Nil-Staudamm und dadurch drohende Wasserknappheit.
jj/fab (dpa, afp, epd)