Helmut Kohls kulturelles Vermächtnis
Als Feingeist oder leidenschaftlicher Kulturpolitiker war Helmut Kohl nicht bekannt. Doch er setzte sich während seiner Kanzlerschaft für einige kulturelle Orte ein, die es ohne ihn heute wohl nicht (mehr) geben würde.
Maueröffnung in Berlin
Er ist bekannt als der Kanzler der Einheit, weil er es schaffte, Deutschland wieder zu vereinen. Aber Helmut Kohl war auch der erste Kanzler, der die Kulturförderung massiv ausbaute, ja verdreifachte. Er ließ neue Museen errichten, erweiterte die Künstlerförderung, setzte sich für die Sanierung historischer Bauwerke ein und bewahrte nach der Wende Orchester, Theater und Museen vor der Schließung.
Haus der Geschichte Bonn
Eine "regierungsamtliche Ästhetik oder Geschichtsschreibung" wollte Kohl keineswegs durchsetzen, als er den Bau von drei Museen in seinem Regierungsprogramm ankündigte. Der Historiker Kohl wollte die deutsche Geschichte bewahren und zugänglich machen. Der Eintritt ins Haus der Geschichte in Bonn, das sich mit der deutschen Geschichte nach 1945 befasst, ist sogar frei.
Deutsches Historisches Museum in Berlin
Wer das Deutsche Historische Museum in Berlin besuchen möchte, muss viel Zeit einplanen, so umfangreich ist allein die ständige Ausstellung: Anhand von rund 8000 Exponaten werden dort 2000 Jahre deutsche Geschichte präsentiert. Der Innenhof des Museums ist zudem häufig Ort von politischen Veranstaltungen - wie hier mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Bundeskunsthalle in Bonn
Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn hingegen beschränkt sich nicht auf die deutsche Geschichte. Stattdessen wollen die Ausstellungsmacher eine globale Perspektive einnehmen. Die Bundeskunsthalle vereint darüber hinaus Kunst, Kultur und Wissenschaft. Archäologische Ausstellungen gehören ebenso zum Portfolio wie Präsentationen zeitgenössischer Kunst.
Dresdner Frauenkirche
Dresden wurde im Zweiten Weltkrieg von den alliierten Bombern in Schutt und Asche gelegt. Auch die barocke Frauenkirche wurde bei den verheerenden Angriffen zerstört. Die DDR-Führung legte jedoch keinen Wert auf einen Wiederaufbau der Kirche. Daher begann er erst nach der Wende, ein halbes Jahrhundert später. Auch weil sich Kohl als Bundeskanzler persönlich dafür eingesetzt hatte.
Künstlerbahnhof Rolandseck in Remagen
Im 19. Jahrhundert verbrachte u.a. die Königin von England ihre kostbare Zeit im Bahnhof Rolandseck, der mit einem luxuriösen Ballsaal aufwartete. Dennoch verfiel das architektonische Schmuckstück nach und nach - bis sich in den 1970ern Künstler dort niederließen und Förderer das neu entstandene Museum finanzierten, darunter auch Helmut Kohl, damals Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.
Hambacher Schloss
Das "Hambacher Fest" im Frühsommer 1832 ging in die deutsche Geschichte ein. Damals zogen rund 30.000 Oppositionelle zum Hambacher Schloss, um für ein geeintes Deutschland, für Freiheit und Demokratie zu demonstrieren. Zum 150. Jubiläum wurde das Schloss für rund zwölf Millionen Mark saniert - auf Betreiben Helmut Kohls.
Kirchenfenster in Mainzer Stephanskirche
Die Kirche St. Stephan in Mainz wurde im Jahr 990 errichtet und über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut, erst im gotischen Stil, dann Barock. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie schwer beschädigt. Was im Rückblick sein Gutes hatte. Denn für die Gestaltung der neuen Kirchenfenster konnte der jüdische Künstler Marc Chagall gewonnen werden. Auch hier hatte Kohl seine Finger im Spiel.