Herausragende Frauen und ihr Kampf für Gleichberechtigung
Sie waren mutig, entschlossen, visionär. Sie wollten mitreden, mitbestimmen, mitgestalten. Wir stellen Ihnen einige der Vordenkerinnen vor, die den Weg für Gleichberechtigung und Gleichstellung der Frauen geebnet haben.
Anita Augspurg (1857 - 1943 ): Entschlossen und radikal
Sie wollte Jura studieren, doch das blieb ihr in Deutschland verwehrt. Frauen erhielten damals keinen gleichberechtigten Zugang zu Universitäten. Also zog Anita Augspurg nach Zürich, wo sie das Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen hat - damit war sie die erste promovierte Juristin im Deutschen Kaiserreich. Anita Augspurg gehörte zum bürgerlich-radikalen Flügel der Frauenbewegung.
Hedwig Dohm (1831 - 1919): Im Dienste der Frauen
Von biologischer Determination hielt sie wenig bis gar nichts. Verhaltensweisen führte Hedwig Dohm weniger auf das Geschlecht zurück, vielmehr auf die kulturelle Prägung und elterliche Erziehung. Sie setzte sich vehement für gleiche Bildung für Mädchen und Jungen ein und war überzeugt, dass die Erwerbstätigkeit der Frauen der Weg zur Unabhängigkeit und einem frei bestimmten Leben ist.
Louise Dittmar (1807 - 1884): Eine kritische Beobachterin
Die Nationalversammlung in der Paulskirche 1848: Eine reine Männerdomäne, denn damals hatten Frauen kein Wahlrecht, kein Versammlungsrecht, kein Recht auf Erwerbstätigkeit."Wohl spricht man viel von Freiheit für alle, aber man ist gewöhnt unter dem Wort 'alle' nur die Männer zu verstehen", schrieb die Frauenrechtlerin und Publizistin Louise Dittmar anlässlich der Wahl der Nationalversammlung.
Agnes Schultheiß (1873 - 1959): Helferin für Frauen in Not
Sie engagierte sich sozial und politisch. 1908 gründete Agnes Schultheiß den Verein "Guter Hirte", der sich um junge Mädchen kümmerte, die aufgrund ihrer Schwangerschaft aus ihrem Elternhaus verstoßen wurden. "Politisch handeln durch Aufklärung in der Presse, durch Einfluss auf die Männer, auf die Kriegsteilnehmer und vor allem durch die Beteiligung an der Wahl!", so Schultheiß.
Marie Munk (1885 - 1978): Deutschlands erste Frau in Robe
Sie war Pionierin und Visionärin: Marie Munk wurde 1930 zur ersten Richterin Deutschlands ernannt. "Ich fühle, je mehr ich studiere und das Recht praktiziere, dass ich eine Leidenschaft für Freiheit habe": Doch lange konnte sie ihren Traumberuf nicht praktizieren. Sie wird 1933 aufgrund ihrer jüdischen Abstammung aus dem Justizdienst entlassen. 1936 flieht sie in die USA.
Elisabeth Selbert (1896 - 1986): Mutter des Grundgesetzes
Sie lernte sticken, stricken und nähen: In ihrer Kindheit deutete wenig auf ihr späteres Engagement hin. Erst als sie 1920 heiratete und in die SPD eintrat, begann sie ihre gesellschaftspolitische Tätigkeit. 1948 wurde sie in den Parlamentarischen Rat gewählt, ein Gremium, das das Grundgesetz ausarbeiten sollte. Im Rat waren 61 Männer und 4 Frauen vertreten, darunter Elisabeth Selbert.
Hedy Lamarr (1914 - 2000): Eine geniale Erfinderin
"Jedes Mädchen kann glamourös aussehen, dazu muss es nur stillstehen und dumm gucken", hat Hedy Lamarr einmal gesagt. Nicht nur in der Politik, auch in der Technologiewelt haben Frauen wenig Anerkennung erhalten. Sie war eine berühmte Schauspielerin und ein erfinderischer Geist: Sie entwickelte das Frequenzsprung-Verfahren, das grundlegend für die Entwicklung der Mobiltelefon-Technologie war.
Mileva Einstein-Marić (1875 - 1948): Ein Genie im Verborgenen
Früh fiel die in Serbien geborene Mileva Marić mit ihren Leistungen in Physik und Mathematik auf. Sie war die zweite Frau, die das Polytechnikum in Zürich abgeschlossen hat. Wie viel sie tatsächlich zur ersten Relativitätstheorie beigetragen hat, wird wohl auf immer ein Rätsel bleiben. Fakt ist jedoch, dass sie die wichtigste intellektuelle Partnerin von Albert Einstein in jener Zeit war.