Weltkulturerbe Herrenhäuser Gärten
12. August 2013Derzeit prüft die Stadt Hannover, mit welchem Konzept sie antreten soll, um die UN-Kulturorganisation für die Bewerbung der Herrenhäuser Gärten zu begeistern. "Wir haben eine Chance, wenn wir erstmalig versuchen, eine Kombination von materiellem und immateriellem Kulturerbe zu schaffen", sagte Kulturdezernentin Marlis Drevermann.
"Die Gärten sind nicht nur bunte Blümchen"
In der berühmten Barockanlage wirkten Geistesgrößen wie der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz oder der Komponist Georg Friedrich Händel. Die Herrenhäuser Gärten locken schon jetzt jährlich mehr als eine halbe Million Gäste an, davon knapp 15 Prozent aus dem Ausland. Langfristig könnte der UNESCO-Titel für noch mehr internationale Besucher sorgen. "Der Titel Weltkulturerbe ist ein Qualitätsversprechen", sagte Garten-Direktor Ronald Clark.
Die UNESCO-Liste umfasst mittlerweile 981 Natur- und Kulturstätten von außergewöhnlicher Bedeutung für die Menschheit, davon 38 in Deutschland. Zuletzt kam im Juni der Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe hinzu. "Die Gärten sind nicht nur bunte Blümchen. Das Museum ist eine wichtige Ergänzung, um Hintergründe zu erfahren", so Clark weiter. Das Besondere an Herrenhausen ist dem Direktor zufolge das Ensemble mit Gärten aus verschiedenen Epochen. "Wir haben hier fast 350 Jahre Gartenkunst versammelt. Und der Große Garten ist der einzige barocke Garten, der in seiner Grundstruktur unverändert geblieben ist. Das gibt es in dieser Größenordnung in Deutschland nirgendwo anders."
Rekordverdächtige Fontäne des Königs
Auch die Wasserkunst sei einzigartig, betonte Clark: "Georg I., Kurfürst von Hannover und König von England, hat es mit Hilfe von englischen Ingenieuren geschafft, die Fontäne 1720 auf sensationelle 35 Meter Höhe springen zu lassen. Sie war die höchste in Europa und übertraf sogar Versailles." 30 Jahre lang habe man daran gearbeitet.
Eine Bewerbung für das UNESCO-Weltkulturerbe ist nach Angaben von Hannovers Kulturdezernentin indes nicht vor 2016/17 realistisch. Für die Bewerbung müsse das Land Niedersachsen unbedingt das Alleinstellungsmerkmal von Herrenhausen herausarbeiten, betonte Klaus-Henning von Krosigk, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur in Berlin. "Das wird zunehmend komplizierter." Bis zur Schlussrunde dauere eine solche Bewerbung bis zu 15 Jahren. Von Krosigk bleibt aber dennoch Optimist: "Versuchen muss man es in Hannover, es ist ein toller Garten."
sti/kle (dpa)