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Herta Müller bekommt Literaturnobelpreis

8. Oktober 2009

Herta Müller ist eine Chronistin des Lebens in der rumänischen Diktatur. Ihre Sprache sei "fantastisch und kraftvoll", lobt die Nobelpreis-Jury. Für ihr Werk erhält sie nun die höchste Auszeichnung für Literatur.

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Herta Müller (Foto: dpa)
Sie habe wirklich eine Geschichte zu erzählen, so die Nobelpreis-JuryBild: picture-alliance/dpa

Herta Müller schildere "mit der Konzentration der Poesie und der Offenheit der Prosa die Landschaft der Entrechteten", heißt es in der Begründung der Nobelpreis-Jury. Der Ständige Sekretär der Schwedischen Akademie, Peter Eglund, sagte, Herta Müller habe wirklich eine Geschichte zu erzählen. Sie sei als Angehörige einer Minderheit in einer Diktatur aufgewachsen.

Schule der Angst

Herta Müller hat ihre Kindheit in Rumänien als Schule der Angst durchlebt und davon in ihren Werken bedrückend Zeugnis ablegt. Seit Anfang der 90er Jahre und der Übersetzung ihrer Werke in mehr als 20 Sprachen gehört Müller zu den wichtigen Autoren im internationalen Literaturbetrieb.

Das Lebenswerk der heute 56-Jährigen deutsch-rumänischen Autorin zeugt von schmerzhaften Erinnerungen an eine düstere Vergangenheit unter dem Ceausescu-Regime. Die Autorin konnte der Diktatur erst 1987 entkommen, als sie zusammen mit ihrem damaligen Mann Richard Wagner die Ausreise beantragte und nach Deutschland ging.

Flucht vor der Zensur

Herta Müller wurde am 17. August 1953 in Nitzkydorf im Kreis Temeschwar im lange Zeit deutschsprachigen Banat in Rumänien geboren. Nach den Eingriffen der Zensur in ihr erstes Buch und wiederholten Verhören und Hausdurchsuchungen verließ Müller 1987 schließlich ihre Heimat und siedelte in das damalige West-Berlin über. Schon 1984 war im Westen ihr Erzählband "Niederungen" erschienen.

Der später folgende Prosaband "Reisende auf einem Bein" entstand 1989 bereits in West-Berlin und spiegelt das Fremdsein in der neuen Heimat wider. Der Alltag in einem totalitären System ist Thema ihres Romans "Der Fuchs war damals schon der Jäger" (1992). "Herztier" (1994) beschreibt das Leben der Oppositionellen in Rumänien. 2003 veröffentlichte sie einen Essay-Band mit dem Titel "Der König verneigt sich und tötet" und 2005 die Text-Bild-Collagen "Die blassen Herren mit den Mokkatassen".

Müller erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kleist-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis, den Würth-Preis für Europäische Literatur und 2006 den Walter-Hasenclever-Literaturpreis. Seit 1995 ist Herta Müller Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Mit ihrem aktuellen Roman "Atemschaukel" steht sie auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, der in der kommenden Woche bei der Frankfurter Buchmesser verliehen wird. (mag/ste/dpa/epd)