Hertha BSC: Maximal blöd gelaufen
24. November 2019Es ist die 26. Minute im Augsburger Stadion. Hertha BSC, in der Defensive im Ballbesitz, spielt einen Rückpass auf Torwart Rune Jarstein. Der legt sich den Ball vor, will ihn wegschlagen, übersieht dabei jedoch Augsburgs Florian Niederlechner, der blocken kann. Der Pressschlag landet vor Sergio Cordovas Fuß und von dort aus im leeren Tor - 2:0 für den FCA.
Ehe der umsichtige Schiedsrichter Sascha Stegemann die Partie wieder anpfeifen lässt, kommt es richtig dick für die Gäste. Denn Jarstein war, um seinen Fehler wieder gut zu machen, brutal, die Stollen voraus, in Cordovas Beine gesprungen. Der Videoassistent wies Stegemann darauf hin, und dem blieb nur eine Entscheidung: glatt Rot für den Hertha-Torwart.
Fahrlässiges Defensivspiel
Bereits in der der 17.Minute hatte der Norweger nicht gut ausgesehen, als ein Freistoß von Philipp Max aus dem rechten Halbfeld vorbei an Freund und Feind ins lange Eck geflogen war. Es war wohl kein Torwartfehler, eher ein Abstimmungsproblem in der Abwehr, aber ein Treffer aus 35 Metern tut jedem Schlussmann weh.
"Sehr bitter, sehr unglücklich", Jahrstein habe sich selbst am meisten geärgert, beschrieb Hertha-Trainer Ante Covic die wohl spielentscheidenden Szenen nach der Partie bei Sky. Aber er wollte die Schuld nicht ausschließlich bei seiner Nummer eins suchen: "Es war sehr sehr fahrlässig, wie wir versucht haben, da hinten rumzuspielen."
Misslungenes Debüt
Für Jarstein kam der 20-jährige Dennis Smarsch zu seinem Bundesligadebüt. Doch auch der war an diesem Tag nicht vom Glück geküsst. Bei André Hahns Kullerball aus 20 Metern (52.) ins linke untere Eck fiel das Berliner Eigengewächs mit der Dynamik einer Bahnschranke, beim 4:0 durch Niederlechner (79.) aus spitzem Winkel ließ er zu viel Platz zwischen sich und dem Pfosten. Auch wenn es ein fulminanter Abschluss des Augsburgers war - das kurze Eck ist immer das des Torwarts.
Für Augsburgs Trainer Martin Schmidt waren die Blackouts der Torleute aber nicht die alleinige Ursache für den klaren Sieg seines Teams: "Ich denke, dass wir auch bis zum 2:0 aggressiver, williger, einen Tick spritziger und frischer waren. Sicher hat das 4:0 auch mit der roten Karte zu tun, aber um zwei, drei Tore waren wir heute auch besser."
Dortmund vor der Brust
Bei der Hertha setzt sich der Abwärtstrend damit fort. Nach der vierten Niederlage in Folge nähern sich die Berliner gefährlich der Abstiegszone. Ante Covic ärgerte vor allem, "dass wir nicht auf die Platte gebracht haben, was wir in den letzten zwei Wochen gemacht haben." Nun hat er fünf Tage Zeit, um die Seinen fit zu machen für das Duell gegen Borussia Dortmund. Durch die Verletzung von Stammtorhüter Thomas Kraft und die bevorstehende Sperre für Jarstein muss Covic nun auch noch einen bundesligatauglichen Torwart aus dem Hut zaubern.
Der FC Augsburg dagegen arbeitet sich in der Tabelle weiter nach oben. Auf Rang 12 kann das Team von Martin Schmidt nun einen Moment durchatmen, ehe es am kommenden Samstag zum Vorletzten 1. FC Köln geht. "Wenn man in den letzten vier Spielen dreimal zu null spielt, kann man schon sagen, dass wir uns am Rausbuddeln sind", sagt Schmidt denn auch, nimmt sein Team aber auch in die Pflicht: "Wenn du da nicht zu 100 Prozent bereit bist, wirst du wieder reingerissen."