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Suizid-Pläne des Copiloten

3. April 2015

Anderthalb Wochen nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeugs erhärtet sich die Theorie, dass der Copilot die Katastrophe bewusst herbeigeführt hat. Einsatzkräfte fanden derweil den zweiten Flugschreiber.

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Co-Pilot Andreas L. bei einer Sportveranstaltung (Foto: dpa)
Co-Pilot Andreas L. bei einer SportveranstaltungBild: picture-alliance/dpa/Foto-Team-Müller

Vor dem Absturz des Germanwings-Airbus in den französischen Alpen am 24. März hat der Copilot im Internet nach Wegen zum Suizid und nach Informationen über die Sicherheit von Cockpittüren gesucht. Das teilten die Ermittler in Düsseldorf nach der Untersuchung des Computers von Andreas L. mit.

Damit gibt neue Indizien, dass der 27-Jährige den Todesflug länger geplant und das Flugzeug mit 150 Menschen gezielt in ein Bergmassiv gesteuert haben könnte. Den Kapitän der Maschine hatte L., der früher wegen schwerer psychischer Probleme mit Selbstmord-Gefahr behandelt worden war, demnach aus dem Cockpit ausgesperrt. Alle 150 Menschen an Bord kamen bei der Katastrophe ums Leben.

Suchbegriffe analysiert

"Der Browserverlauf war nicht gelöscht, insbesondere konnten die in der Zeit vom 16.3. bis zum 23.3.2015 mit diesem Gerät aufgerufenen Suchbegriffe nachvollzogen werden", erklärte die Staatsanwaltschaft in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Der Nutzer des Tablets habe sich "zum einen mit medizinischen Behandlungsmethoden befasst, zum anderen über Arten und Umsetzungsmöglichkeiten einer Selbsttötung informiert". An mindestens einem Tag habe er sich auch über mehrere Minuten mit Suchbegriffen über Cockpittüren und deren Sicherheitsvorkehrungen auseinandergesetzt.

Staatsanwalt Robin (l.) und ein Polizeioffizier präsentieren ein Foto des gefundenen Flugschreibers (Foto: Reuters)
Staatsanwalt Robin (l.) und ein Polizeioffizier präsentieren ein Foto des gefundenen FlugschreibersBild: Reuters/Pelissier

Flugschreiber vemutlich auswertbar

Die Einsatzkräfte am Absturzort in den französischen Alpen haben unterdessen die zweite Blackbox des abgestürzten Airbus mit den technischen Daten zum Flug gefunden. Der Flugdatenschreiber sei in Brand geraten, verkohlt und beschädigt, teilte der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin mit. Dennoch gebe es begründete Hoffnung, dass die Daten auswertbar und nutzbar seien.

Der Stimmenrekorder, der Geräusche und Unterhaltungen im Cockpit aufnimmt, war bereits unmittelbar nach dem Absturz geborgen worden. Auf seine Aufzeichnungen stützen die Ermittler ihren Verdacht, dass Andreas L. den Absturz bewusst herbei geführt hat.

Wie Staatsanwalt Robin weiter mitteilte, konnten inzwischen 150 verschiedene DNA-Profile aus den 2285 DNA-Proben von der Absturzstelle isoliert werden. "Das bedeutet nicht, dass wir die 150 Opfer identifiziert haben", hob Robin hervor. Die DNA-Profile müssten nun mit Proben abgeglichen werden, die die Familien übergeben hätten. Der Staatsanwalt versicherte, dass die Familien sofort informiert würden, sobald eine Identifikation klar sei, was aber noch "drei bis fünf Wochen" dauern könne.

Nach weiteren Angaben von Robin wurden auch 42 "sehr beschädigte" Handys an der Absturzstelle gefunden. Die Möglichkeit einer Auswertung bewertete der Staatsanwalt "skeptisch". Mehrere Medien hatten über ein Handy-Video über die letzten Sekunden an Bord der Maschine berichtet.

wl/cr (dpa, afp, rtr)