"Wind of Change" - Klang der Zeitgeschichte
Musik beglückt, kann Massen und Fans bewegen. Lieder, Songs und Konzerte haben auch deutsch-deutsche Geschichte geschrieben - zu sehen in einer Ausstellung.
Klang der Zeitgeschichte
Wer einmal die Klänge eines analogen Kofferradios, mit Markennamen wie Admiral, Fregatte oder Clipper, gehört hat, wird sich sofort in die Nachkriegszeit versetzt fühlen. Deutschland war größtenteils zerbombt, die Städte Ruinenfelder. Die Deutschen zog es Anfang der 1950er-Jahre ins Grüne: Picknick mit Kofferradio war angesagt. Reisen war unbezahlbarer Luxus, höchstens Campingurlaub war drin.
Mit dem Moped zur Eisdiele
Zum Lebensgefühl dieser Zeit gehörte der "Way of Life". Die US-amerikanischen GIs hatten mit Jazz und Swing einen neuen Sound mitgebracht. In Westdeutschland standen Musikboxen in den Eisdielen. Davor die Mopeds der jungen Männer mit James-Dean-Jacke und "Elvis-Tolle". Getanzt wurde zu Rockmusik von Elvis Presley, Bill Haley, Chuck Berry und Little Richard. Hauptsache: "Rock Around the Clock".
Protest-Kultur
Anti-Atom-Demos, Hausbesetzer und Friedenskonzerte etablierten in den 1960er-Jahren eine Liedermacher-Szene. Politisch ambitionierte Songs eroberten sogar die Charts, langhaarige Künstlertypen mit Hippieklamotten prägten die Mode dieser Zeit. "German Krautrock", von Bands wie "Can" (Bild) und "Tangerine Dream", wurde zum Exportschlager.
Punkrock gegen Rechts
Wer braucht schon die "Rolling Stones"? Punkbands wie "Die Toten Hosen" hatten die Schnauze voll von diesen "ewigen Gitarrensoli" der Alt-Rocker. Und hauten in den 1970er-Jahren aufs Schlagzeug, was das Zeug hielt. "Beton, Beton" war ein Titel dieser Zeit. "Kante gegen Rechts" war bei ihnen und Kollegen wie den Kölschrockern "BAP" angesagt. Die Politsongs fanden weltweit Fans.
"99 Luftballons"
Der Kalte Krieg bestimmte auch noch in den 1980er-Jahren das gesellschaftliche Klima. Die "Neue Deutsche Welle" lieferte damals leichte Kost: kein Hardrock, keine Problemtexte, sondern Spaß. Politisch wurde es aber dann doch noch: "99 Luftballons", die Botschaft an alle "Kriegsminister" von Sängerin Nena, war ein internationaler Hit.
Rockstar trifft Staatschef
Einer machte mit seinen Songs Politik: Udo Lindenberg begeisterte mit dem "Sonderzug nach Pankow" Fans auf beiden Seiten der Mauer. Als DDR-Staatsratsvorsitzender Erich Honecker bei seinem BRD-Staatsbesuch 1987 auch die Geburtsstadt von Friedrich Engels, Wuppertal, besuchte, nutzte der populäre Rockstar die Gelegenheit: Er schenkte "Honni" eine Gitarre mit der Aufschrift "Gitarren statt Knarren".
"Born in the GDR"
Und der "Eiserne Vorhang" öffnete sich einen Spalt: Zur Freude der Musikfans ließ das SED-Politbüro auf einmal Konzerte von Stars aus dem "kapitalistischen Westen" zu. Das Konzert von US-Rocksänger Bruce Springsteen im Juli 1988 war das größte Konzertereignis in der DDR-Geschichte. 160.000 Fans jubelten ihm auf der Radrennbahn in Berlin-Weißensee zu - und malten Banner wie dieses.
Nicht nur die Scorpions spürten den "Wind of Change"
1989 waren die "Scorpions" auf Tournee, spielten Konzerte in Moskau und Leningrad. Das Moscow Music Peace Festival galt als das "Woodstock des Ostens". Hier entstand backstage ihre Ballade "Wind of Change" - noch vor dem Mauerfall im November. Die deutsche Rockband stürmte damit die Charts in ganz Europa und USA. Als Hymne der deutschen Wiedervereinigung ging der Song in die Geschichte ein.
"Hits und Hymnen"
Zur Musikgeschichte gehören auch die Nationalhymnen. In der DDR sang man "Auferstanden aus Ruinen", in der BRD - trotz Nazivergangenheit - weiter die 3. Strophe des historischen Deutschlandliedes. Eine Hypothek, bis heute. Nicht alle Nationalspieler (hier bei der WM 2006) singen die Hymne mit - aus unterschiedlichen Gründen. "Hits & Hymnen" im Bonner Haus der Geschichte läuft bis zum 10.10.2021.