Holocaust-Gedenken in Israel und Polen
19. April 2012Um 10.00 Uhr Ortszeit (11.00 Uhr MESZ) heulten am Holocaust-Gedenktag in Israel zwei Minuten lang die Sirenen, das ganze Land stand still. Bei der traditionellen Gedenkveranstaltung im israelischen Parlament wurden die Namen von Juden verlesen, die die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs in Europa ermordetet hatten.
US-Veteranen bei Gedenken in Auschwitz
In Polen beteiligten sich rund 10.000 Menschen, überwiegend Jugendliche aus Israel und jüdischen Gemeinden, am alljährlichen "Marsch der Lebenden" in Oswiecim (Auschwitz). Sie schritten durch das Haupttor des Konzentrationslagers Auschwitz mit seiner berüchtigt-zynischen Aufschrift "Arbeit macht frei" und legten die drei Kilometer in das Vernichtungslager Birkenau zurück. Erstmals nahmen an dem Marsch Weltkriegsveteranen aus den USA teil, die unter anderem an der Befreiung von NS-Konzentrationslagern in Bayern, Thüringen und Österreich beteiligt waren. Russische Veteranen waren zu der Veranstaltung nicht eingeladen worden.
Auschwitz-Birkenau war von den Nazis im Zuge ihrer Vernichtungspolitik in der Nähe der südpolnischen Stadt Krakau eingerichtet worden. In dem Konzentrations- und Vernichtungslager wurden in den Jahren 1940 bis 1945 rund 1,1 Millionen Menschen umgebracht, darunter eine Million Juden. Das Lager war am 27. Januar 1945 von sowjetischen Truppen befreit worden. Zur Erinnerung daran ist der 27. Januar in Deutschland seit 1996 ein nationaler Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Die UN erklärten das Datum 2006 zum weltweiten Holocaust-Gedenktag.
In Israel stand die zentrale Veranstaltung im der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem unter dem Motto "Der Hüter meines Bruders - Jüdische Solidarität während des Holocausts". Erstmals nahm auch eine Delegation der europäischen Sinti und Roma teil. Schätzungen zufolge fielen bis zu 500.000 europäische Sinti und Roma dem NS-Rassenwahn zum Opfer. Der Vorsitzende des Zentralrats der deutschen Sinti und Roma, Romani Rose, wies auf den Zusammenhang zwischen dem Massenmord an den Juden und den besonderen Sicherheitsinteressen Israels hin: "Wer das Sicherheitsbedürfnis Israels nicht begreift, der hat den Holocaust nicht begriffen", sagte Rose.
Begonnen hatten die Gedenkfeiern am Mittwochabend in Yad Vaschem mit einer Zeremonie und einer Ansprache des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Dabei bezeichnet er einen "nuklearen Iran" als "existenzielle Bedrohung" für Israel.
wl/kle (dpa,afp,epd)