Menschen mit Behinderung im Fokus
27. Januar 2017In diesem Jahr wird am deutschen Holocaust-Gedenktag besonders an die Opfer der "Aktion T4" der Nationalsozialisten erinnert. Das "Euthanasie-Programm" führte zur systematischen Vernichtung von mehr als 70.000 Menschen mit Behinderungen, die von den Nationalsozialisten zum "unwerten Leben" herabgewürdigt wurden.
Erste systematische Vernichtung
Der Begriff Euthanasie stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt "angenehmer Tod". In der Antike stand er für ein "gutes", schnelles und schmerzloses Ableben ohne Fremdeinwirken. Da unter dem Deckmantel der Euthanasie Massemorde in der Zeit des Nationalsozialismus verübt wurden, ist der Begriff besonders in Deutschland historisch schwer belastet. Die sozialdarwinistischen Ideen der Auslese und die der Eugenik wurden bereits vor dem Zweiten Weltkrieg auf die menschliche Gesellschaft angewandt und in den Dienst einer so genannten "Rassenhygiene" gestellt. Sozialdarwinismus war in den Augen der Nationalsozialisten im Dritten Reich eine Rechtfertigung für die Tötung von "Schwächeren" und von als minderwertig abqualifizierten Menschen.
Mit seinem "Euthanasiebefehl" vom Oktober 1939 ermächtigte Adolf Hitler die Tötung sogenannten "lebensunwerten Lebens". Damit begann die erste systematische Vernichtung von Menschen im Dritten Reich. Verschleiert wurde die Aktion durch den von Hitler in seinem Ermächtigungsschreiben verwendeten Begriff "Gnadentod". Als "lebensunwert" galten nach seiner Definition vor allem missgebildete Kinder und an Geistes- und Erbkrankheiten oder Syphilis leidende Erwachsene, insbesondere wenn sie entsprechend der nationalsozialistischen Rassenkunde einer "minderwertigen Rasse" angehörten.
"Aktion T4" und ihre Opfer
Mit der Durchführung der Tötungsmaßnahmen war die "Kanzlei des Führers der NSDAP" beauftragt. Um die Opfer zu erfassen und auszuwählen, wurde die Tarnorganisation "Reichsarbeitsgemeinschaft Heil- und Pflegeanstalten" gegründet.
Es gab sechs Vernichtungsanstalten über ganz Deutschland verteilt. Betitelt wurde das Unternehmen als "Aktion T 4", benannt nach der Ende 1939 für den Massenmord eingerichteten Organisationszentrale (Zentrale der Reichskanzlei) in der Berliner Tiergartenstraße 4. Bis 1941 fielen der Tötungsmaßnahme mindestens 120.000 Menschen durch Vergasung, Erschießung oder tödliche Injektionen zum Opfer. Den Hinterbliebenen teilten eigens für diesen Zweck in den Tötungsanstalten eingerichtete Standesämter den angeblich unerwarteten Tod ihrer Angehörigen mit.
jhi/ nw (epd, zukunft-braucht-erinnerung.de, gedenkort-t4.eu)