Konferenz der Propaganda
11. Dezember 2006Im Iran hat am Montag (11.12.) die weltweit kritisierte Holocaust-Konferenz begonnen. Die Bundesregierung hatte noch in der vergangenen Woche ihren Unmut über die Konferenz geäußert und den iranischen Geschäftsträger ins Auswärtige Amt einbestellt. Auch die USA haben die Holocaust-Konferenz mit scharfen Worten kritisiert.
Seiner Einschätzung nach solle das Treffen Holocaust-Leugnern eine Plattform bieten, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack, am Freitag (08.12.). Die Konferenz sei damit nur "ein weiterer schändlicher Akt des Regimes in Teheran" in Bezug auf den Judenmord der Nazis. "Es ist einfach unglaublich, dass die Führung dieses Regimes weiterhin leugnet, dass mehr als sechs Millionen Menschen im Holocaust getötet wurden", sagte McCormack.
Ahmadinedschad: Gründungsmythos Holocaust
Der im Sommer 2005 gewählte iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad brauchte nicht lange, um Front zu machen gegen den Feind: Nur Wochen nach seiner Amtseinführung bezichtigte er die Vereinigten Staaten und Großbritannien, gegen den Iran zu operieren. Noch viel schlimmer aber sei der "kleine Satan" – so hatte Revolutionsführer Khomeini Israel genannt. Einst Kooperationspartner des Schahs, gilt Israel seit der Islamischen Revolution als Erzfeind des Iran, und Ahmadinedschad, der sich nach den Tagen Khomeinis zurückzusehnen scheint, fuhr denn auch bald schweres Geschütz auf: Israel solle von der Landkarte ausradiert werden, denn es habe kein Existenzrecht.
Überhaupt begründe Israel seine "raison d'être" auf einer Lüge: Der Holocaust sei doch nur ein "Mythos", der von Israel und dem Westen aufgebauscht werde, um Fuß zu fassen in der islamischen Welt. Und zynisch fügte er hinzu: Wenn denn wirklich Juden verfolgt und umgebracht worden seien, dann sollten doch die Staaten – Deutschland und Österreich – die hierfür die Verantwortung übernähmen, sich um die Juden kümmern und ihnen einen Teil ihres Territoriums überlassen.
Beweise ignoriert
Die Polemik des iranischen Präsidenten löste weltweite Empörung aus. Und der Führer der kleinen jüdischen Gemeinde im Iran, Haroun Yashayaei, unternahm einen ungewöhnlichen Schritt: Er schrieb Ahmadinedschad einen Brief, in dem er sich über dessen Erklärungen beschwerte: Der Holocaust sei eines der offenkundigsten und traurigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts: "Wie ist es möglich, all die unbestreitbaren Beweise für Ermordung und Vertreibung der Juden Europas im Zweiten Weltkrieg zu ignorieren?"
Eine Antwort blieb Ahmadinedschad schuldig. Er spendete demonstrativ Geld für das jüdische Krankenhaus in Teheran und er setzte seine Kampagne fort. Mit der Ausschreibung eines Karikaturen-Wettbewerbes über den Holocaust und mit der Anberaumung einer Holocaust-Konferenz in Teheran (am 11. und 12. Dezember). Angeblich eine wissenschaftliche Konferenz, auf der 67 Wissenschaftler aus 30 Ländern ihre Thesen über das Holocaust vortragen können. Für Hamid-Reza Asefi, den Sprecher des Teheraner Außenministeriums, eine natürliche Sache: "Auf jeden Fall ist der Holocaust keine heilige Angelegenheit, mit der man sich nicht beschäftigen kann. Die Sache sollte diskutiert werden und wir können ihr auf den Grund gehen", sagt Asefi.
Teilnehmer der Konferenz – die große Unbekannte
Bislang ist nicht bekannt, wer an der Konferenz teilnimmt. In Teheran wurden aber bereits in der Vergangenheit alle Vertreter der internationalen Gruppe von Holocaust-Leugnern hofiert – vom Briten David Irving über den Deutsch-Australier Frederik Toben bis hin zum Franzosen Roger Garaudy. Diesmal hatte Teheran offenbar auch den rechtsradikalen Berliner Anwalt Horst Mahler eingeladen. Die deutschen Behörden entzogen ihm aber bereits vor Monaten den Reisepass. Für die Konferenz-Veranstalter ein Beweis mehr, dass der Westen jede Kritik am Holocaust – und damit das Recht auf freie Meinungsäußerung – unterdrücke. Eine Einladung an die NPD allerdings wurde von dieser rechtsextremistischen Partei dankend abgelehnt.
Wer auch immer an der Konferenz teilnimmt: Die Vorträge werden wohl sämtlich in dieselbe Richtung gehen und den Holocaust als großes "Erpressungsmanöver" zu "entlarven" versuchen. Offizielle Stellen in Teheran beteuern zwar, man sei auch bereit, andere Meinungen zu hören. Man habe kein Problem mit unterschiedlichen Ansichten, sagt auch Hamid-Reza Asefi. Der einstige Botschafter des Iran in der DDR hat sich die Lager nach eigenen Angaben selbst angesehen. "Meiner Meinung nach ist das sehr übertrieben worden. Was ich im früheren Ostdeutschland und in Polen gesehen habe, ist weit von dem entfernt, was darüber verbreitet wird", sagt Asefi.
Andere Meinungen werden allerdings kaum zu hören sein auf der Konferenz in Teheran. Man wird schon dafür gesorgt haben, dass sie gar nicht erst eingeladen wurden.