Hongkonger Universität verdeckt Schriftzug
29. Januar 2022Die älteste Universität in Hongkong hat einen Schriftzug verdeckt, der an die Opfer des Massakers auf dem Tiananmen-Platz 1989 in Peking erinnert. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP beobachtete Bauarbeiter dabei, wie sie einen Abschnitt des Slogans durch einen Sichtschutz verbargen. Dort, wo die auf den Boden gemalten Schriftzeichen eine Zufahrt kreuzen, wurde die Straße mit Metallplatten belegt.
Der Slogan auf dem Campus der Universität von Hongkong (HKU) sollte seit mehr als 30 Jahren das Gedenken an die getöteten Anhänger der Demokratiebewegung wachhalten. Die Bodeninschrift, die durch die Maßnahmen unsichtbar wurde, lautet: "Der heroische Geist der kaltblütig massakrierten Märtyrer wird immer fortleben; das Feuer der Demokratie, das über das Böse siegt, wird nie erlöschen."
Bildersturm in Serie
Die chinesische Armee hatte im Juni 1989 Studentenproteste auf dem Tiananmen-Platz in Peking gewaltsam niedergeschlagen. Wie viele Menschen dabei getötet wurden, ist bis heute unklar. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von mehreren Hundert bis mehreren Tausend Opfern.
Im Dezember hatte die HKU bereits eine berühmte Statue beseitigt, die zum Gedenken an die Opfer der Niederschlagung der Demokratiebewegung errichtet worden war. Auch zwei andere Universitäten ließen ähnliche Kunstwerke entfernen.
"Wartungsarbeiten am Objekt"
Die HKU gab keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob die Inschrift zum Gedenken an die Tiananmen-Proteste dauerhaft entfernt werden solle. Es wurde lediglich mitgeteilt, die Universität führe regelmäßig "Wartungsarbeiten" an verschiedenen Stellen aus. Hierunter falle auch das erwähnte Objekt.
Die Sonderverwaltungszone Hongkong war jahrzehntelang der einzige Ort in China, an dem ein Gedenken an die Toten des Tiananmen-Massakers noch toleriert wurde. Nach monatelangen Massenprotesten 2019 gegen den wachsenden Einfluss Pekings gehen die Behörden inzwischen jedoch mit zunehmender Härte gegen Kritiker in der Wirtschaftsmetropole vor. Mehrere Hongkonger Bürgerrechtler wurden wegen ihrer Teilnahme an Mahnwachen zu Haftstrafen verurteilt.
Drakonische Maßnahmen
Im Juli 2020 trat in Hongkong das sogenannte Sicherheitsgesetz in Kraft. Es erlaubt den Behörden ein drakonisches Vorgehen gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen. Zahlreiche Führungsfiguren der Opposition wurden seither festgenommen oder gingen ins Exil. Die Behörden erklärten, dass auch Gedenkveranstaltungen zu den Ereignissen auf dem Tiananmen-Platz als "umstürzlerisch" gewertet und bestraft würden.
jj/haz (dpa, afp)