Friedliches Demo-Ende
15. November 2014Bei der Anti-Salafisten-Demonstration von Hooligans und Rechtsextremisten in Hannover sind die befürchteten Ausschreitungen weitgehend ausgeblieben. Das ist das Zwischenfazit der Polizei, nachdem die Versammlung am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) in der niedersächsischen Landeshauptstadt offiziell für beendet erklärt wurde. Insgesamt nahmen deutlich weniger Demonstranten teil als erwartet. Die Hooligans verließen gelangweilt ihren schwer bewachten Kundgebungsort hinter dem Hauptbahnhof. Nur vereinzelt kam es bei der Abreise zu rangeleien zwischen Hooligans und linken Gegendemonmstranten. Einige wenige Böller würden gezündet, vereinzelt ginngen Scheiben zu Bruch.
"Bunt statt braun"
Zeitgleich mit der Kundgebung hatten in der Innenstadt einige Gegen-Demonstrationen stattgefunden. Insgesamt wurden rund 4600 Gegendemonstranten gezählt, darunter waren auch prominente Politiker wie die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth von den Grünen. "Wir dürfen unser Versammlungsrecht nicht von den Nazis aushebeln lassen", warnte sie. Auf Plakaten war unter anderem zu lesen: "Gewalt ist die Sprache der Dummen." Auch ein Bürgerbündnis aus Parteien, Gewerkschaften und Kirchen hatte unter dem Motto "Bunt statt Braun" zu Kundgebungen aufgerufen.
Hier kam es nur zu wenigen Zwischenfällen. Linke Gegendemonstranten hatten versucht, eine Absperrung zu durchbrechen. Die Polizei verhinderte dies unter Einsatz von Pfefferspray. Brenzlig wurde es, als sich Gegendemonstranten der Kundgebung nähern. Die Polizei wollte in jedem Fall verhindern, dass Demonstranten und Gegendemonstranten aufeinandertreffen, sagte Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hannover.
Schwere Krawalle in Köln
Bei einem ähnlichen Aufmarsch der "Hooligans gegen Salafisten" (HoGeSa) mit rund 4500 Demonstranten war es am 26. Oktober in der Kölner Innenstadt zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Dabei wurden 49 Ordnungshüter verletzt und 17 Personen vorübergehend festgenommen.
Die Polizei hat dazugelernt - ihre Einsatzstrategie in Hannover ist diesmal mit tausenden Einsatzkräften, Wasserwerfern und schwerem Gerät die ganze Stärke des Staates zu zeigen so für Ruhe zu sorgen. "Diese Strategie ist voll aufgegangen", so Wendt. Insbesondere das Alkoholverbot habe gewirkt. Dass die Polizei sich nach den Vorfällen in Köln sehr gut aufgestellt habe, bestätigt auch Dietmar Schilff, stellvertretender Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Die Situation dort war schlimm, besonders für die 50 verletzten Kollegen." In der Domstadt sei die Lage für die Polizei überraschend gekommen. "Da hatte man erstmals mit dem neuen Phänomen "HoGeSa" ("Hooligans gegen Salafisten") zu tun. Jetzt weiß man aber, dass die ihre Versammlungen instrumentalisieren, um Gewalt auszuüben." Bisher sehe es in Hannover so aus, "dass alles einigermaßen ruhig ausgeht, von kleineren Rangeleien abgesehen", so Schilff.
Strenge Kontrollen und kein Alkohol
Die Demonstration war zuvor nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen genehmigt worden. Mit scharfen Auflagen wie einem Alkoholverbot und der Durchsuchung jedes einzelnen Teilnehmers auf Waffen oder Böller erreichen die Beamten schon im Vorfeld, dass letztlich deutlich weniger Teilnehmer anreisen als angemeldet. Außerdem durften die Demonstranten nur auf einem der hässlichsten Plätze Hannovers ihre Warnung vor dem Islamismus verkünden - auf dem komplett von der Außenwelt abgesperrten Busbahnhof und nicht durch die Straßen Hannovers ziehen. Auf den Haupteinfallstraßen nach Hannover hatte die Polizei bereits am Samstagmorgen Fernbusse angehalten und die Reisenden kontrolliert. Der Versammlungsort hinter dem Hauptbahnhof war von den Beamten weiträumig abgesperrt worden. Geschäfte in der Nähe waren teils geschlossen, Fenster mit Holzplatten gesichert.
pab/gmf (dpa, epd, afp)