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Hungersnot bedroht Menschen in der Sahelzone

11. Mai 2012

In der Region in Westafrika könnten nach UN-Schätzungen bis zu 15 Millionen Menschen betroffen sein. Die Ursachen sind vielfältig: Ausbleibende Regenfälle, schlechte Ernten, hohe Getreidepreise und politische Wirren.

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Hungerndes Kind in der Sahelzone (Foto:dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das Welternährungsprogramm WFP (World Food Programme), die größte humanitäre UN-Unterorganisation, warnte vor einer Hungersnot in der Sahelzone, die die Region schlimmer treffen könnte als die Dürreperioden in den Jahren 2005 und 2010. "Was es dieses Mal schwieriger macht, ist eine schlechte Ernte und viel höhere Nahrungsmittelpreise in der Region als 2010", sagte WFP-Direktorin Ertharin Cousin. Dieses Mal seien zudem nicht nur einzelne Staaten, sondern nahezu die gesamte Sahelzone in Westafrika mit den Staaten Niger, Mauretanien, Tschad, Mali, Burkina Faso, Senegal, Kamerun und Gambia betroffen. Von den nach UN-Schätzungen von schwerer Mangelernährung bedrohten rund 15 Millionen Menschen sind laut UNICEF eine Million Kinder.

Die Zeit drängt

"Wir haben schätzungsweise drei bis vier Wochen, um die Bedürfnisse der Bevölkerung von Juni bis September zu decken". Cousin forderte die Geberländer auf, schnell zu reagieren. Erschwert werde die Lage durch die Situation in Mali nach dem Militärputsch. Dort werde es keine schnelle Lösung geben. Die Kämpfe gingen weiter, mehr als 220.000 Menschen seien auf der Flucht, vorwiegend Frauen und Kinder. "Wir müssen vorbereitet sein", sagte Cousin.

Cousin war vor wenigen Tagen von einer Reise nach Niger zurückgekehrt. Dort habe sie mit Müttern gesprochen, die ihren Kleinkindern Tierfutter und giftige Beeren abkochten, um sie zu füttern, berichtete Cousin. Bis zum Jahresende benötige das Welternährungsprogramm allein in Niger 76 Millionen Euro.

Der Chef des deutschen Büros des Welternährungsprogramms, Ralf Südhoff, betonte, das Zeitfenster, in dem noch die Möglichkeit bestehe, den Menschen zu helfen, schwinde: "In Dürregebieten können Nahrungsmittel nicht lokal gekauft werden. Wenn man sie aber erst in die Region bringen muss, braucht man dafür gerade bei einem Land wie Niger ohne Seezugang rund zwei Monate". Südhoff mahnte zur Eile. Werde erst im August gespendet, sei es zu spät, um die Menschen noch bis zur nächsten Ernte im Oktober durchzubringen.

Internationale Hilfe reicht nicht aus

Hilfsorganisationen warnen bereits seit Monaten vor einer drohenden neuen Hungersnot in der Sahelzone. Sie beklagen, dass die Reaktionen von Geberländern und Spendern weit hinter dem Bedarf zurückbleiben. Hilfsorganisationen haben bereits Nahrungsmittelvorräte angelegt und schicken Teams in die Region. Auch Deutschland gehört nach Angaben der UN-Organisation WFP zu den Unterstützern. Demnach hilft die Bundesregierung den betroffenen Ländern in diesem Jahr mit rund 13,5 Millionen Euro. Das WFP beziffert die Kosten ihrer Nothilfe im Sahel auf rund 751 Millionen Dollar. Nur etwa die Hälfte des Geldes sei bisher zusammengekommen.

qu/fab (dpa, epd, kna)