Aufatmen in New Orleans
2. September 2008In den USA heißt es Aufatmen. Die Gefahr durch "Gustav" ist zwar noch nicht ganz vorüber, die durch den Wirbelsturm angerichtete Zerstörung ist aber wesentlich geringer als erwartet. Am Montagnachmittag deutsche Zeit traf der Hurrikan der Stufe zwei westlich von New Orleans mit Windspitzen bis zu 250 Stundenkilometern auf die US-Golfküste. Über dem Bundesstaat Lousiana verlor "Gustav" dann aber deutlich an Kraft. Das Nationale Hurrikanzentrum hatte ihn im Laufe des Montags bereits von Kategorie zwei auf eins – fünf gibt es insgesamt auf der Hurrikanscala – und in der Nacht zum Dienstag dann sogar zum tropischen Sturm herabgestuft. Damit blieb "Gustav" weit hinter den ursprünglichen Befürchtungen zurück.
"Katrina" forderte vor drei Jahren 1800 Tote
Erst vor drei Jahren war die US-Golfküste von Stufe-Fünf-Hurrikan "Katrina" heimgesucht worden. Damals verloren 1500 Menschen in New Orleans und 300 weitere im übrigen Gebiet von Lousiana und den benachbarten Bundesstaaten ihr Leben. Angesichts der Dammbrüche, die der Hurrikan "Katrina" damals verursacht hatte, reagierten die Behörden dieses Mal frühzeitig und evakuierten New Orleans, um Schlimmeres zu vermeiden. Trotzdem harrten aber auch nach der Evakuierung noch 10.000 Menschen in der Stadt aus, wie der Gouverneur von Lousiana, Bobby Jindal, sagte. Insgesamt flohen knapp zwei Millionen Menschen aus den besonders bedrohten Gebieten. Vier starben bei der Evakuierung. Drei weitere schwer kranke Personen kamen bei der Räumung ihrer Krankenhäuser ums Leben, wie die Behörden mitteilten. Wesentlich schlimmer getroffen hat es die Karibik, über die "Gustav" vor seinem Auftreffen auf die US-Küste hinweggefegt war. Nach Behördenangaben riss der Sturm auf Haiti mindesten 77 Menschen in den Tod. 19 weitere kamen in anderen Teilen der Karibik ums Leben.
Noch keine Entwarnung
Bürgermeister Ray Nagin warnte die Bewohner von New Orleans am Dienstag davor, zu schnell in die Stadt zurückzukehren, wie der örtliche Fernsehsender WDSU berichtete. Vor allem von umgeknickten Stromleitungen ginge Gefahr aus. Die Dämme in New Orleans und der übrigen Küstenregion scheinen zwar gehalten zu haben, die Behörden befürchten jedoch, dass noch einige Dämme dem Hochwasser nachgeben könnten. In der nahegelegenen Kleinstadt Plaquemines Parish ist bereits Wasser über die Deiche getreten, wie der Bürgermeister, Bill Nungesser, sagte. Er rief die Bewohner zur Flucht vor der drohenden Überschwemmung auf.
Spuren der Verwüstung
Wenn die Zerstörungkraft von "Gustav" auch wesentlich geringer war, als drei Jahre zuvor bei "Katrina", zog jedoch auch er eine Spur der Zerstörung nach sich. In New Orleans knickten Bäume und Strommasten um, Dachziegel und Regenrinnen wurden von den Häusern gerissen. Etwa 100.000 Haushalte in New Orleans waren nach Angaben des Versorgers Entergy ohne Strom. Die Wiederherstellung der Stromversorgung könnte Wochen dauern, berichtete CNN. Laut Stadtverwaltung war auch dieses Mal das Armenviertel Upper Ninth Ward, das vor drei Jahren "Katrinas" Zerstörungsgewalt am meisten zu spüren bekam, am stärksten betroffen.
Die Aufräumarbeiten haben bereits begonnen
Michael Chertoff, Minister für Heimatschutz, sagte im Fernsehsender CNN, dass die Suche nach möglichen Sturm-Opfern begonnen habe. Die US-Regierung kündigte an, bis zu 50.000 Nationalgardisten zu Aufräumarbeiten nach dem Unwetter zu entsenden.
Kaum scheint die erste Gefahr durch den Hurrikan "Gustav" vorüber, brauen sich jedoch schon wieder neue Wirbelstürme zusammen. Der Tropensturm "Hanna" im Osten der Karibik wurde am Montag zum Hurrikan heraufgestuft. Nach Einschätzungen der Meteorologen könnte er am Freitag zwischen South Carolina und Georgia auf die Südostküste der USA treffen. Tropensturm "Ike" bewegt sich ebenfalls auf die Karibikinseln zu. Die Meteorologen schließen nicht aus, dass auch er sich zum Hurrikan entwickeln könnte. (dsc)