Im Fokus: Fotografinnen an der Front
Kriegsfotografie galt lange als männliche Domäne. Eine Düsseldorfer Ausstellung dokumentiert eindrucksvoll, wie Fotografinnen das Kriegsgeschehen und Konfkliktherde auf ihre Weise im Bild festgehalten haben.
Gerda Taro: Die Anti-Faschistin
Die Jüdin Gerda Taro musste 1933 aus Deutschland fliehen und ging 1936 mit Robert Capa nach Spanien, um dort den Bürgerkrieg fotografisch zu dokumentieren. Sie sympathisierte mit den republikanischen Widerstandskämpfern gegen Franco und hielt alles im Bild fest: hier die Schießübungen einer Milizionärin am Strand. Taros bahnbrechende Arbeiten beeinflussten die Wahrnehmung des Bürgerkrieges.
Taro: Frauen und Kinder zuerst
Taro machte sich schnell einen Namen, obwohl sie ihre Fotos zunächst unter Capas Namen veröffentlichte und viele Bilder später ihm allein zugeschrieben wurden. Im Fokus ihrer Bürgerkriegs-Fotos standen immer wieder Zivilisten - insbesondere Frauen und Kinder, so wie diese Flüchtlinge im Süden Spaniens. Taro war die erste Kriegsfotografin, die beim Einsatz an der Front ums Leben kam.
Lee Miller: Für die "Vogue" im Krieg
Als eine von vier Bildjournalistinnen begleitete Vogue-Fotografin Lee Miller gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die US-Army nach Europa. Hier gelangen ihr eindrückliche Bilder von der Befreiung der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald. Vor dem Krieg gehörte sie einem surrealistischen Zirkel an und war mit Man Ray befreundet. Die Bildkomposition zeigt Millers künstlerische Herangehensweise.
Carolyn Cole: Amerikas Kriege vor der Linse
Carolyn Cole von der "Los Angeles Times" hat sich einen Namen als Fotojournalistin gemacht, die sich vor allem auf Naturkatastrophen und Auseinandersetzungen in Mittelamerika konzentriert. Nach dem Terroranschlag am 11. September 2001 in den USA folgte sie den US-Truppen nach Afghanistan, später in den Irak. Später rückte sie die Folgen von Naturkatastrophen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.
Françoise Demulder: Preisgekröntes Massaker
Die Französin Françoise Demulder fotografierte den Rückzug der Amerikaner aus dem Vietnamkrieg. Später hielt sie den Bürgerkrieg im Libanon im Bild fest. Hier entstand auch dieses Foto von einem Massaker in einem palästinensischen Flüchtlingslager. Dafür erhielt sie 1977 als erste Frau den World Press Photo Award, obwohl das Foto zunächst gar nicht veröffentlicht werden sollte.
Susan Meiselas und die "Ästhetisierung des Krieges"
Die Kriegsfotografie des 20. Jahrhunderts ist überwiegend in Schwarz/Weiß gehalten. Als Susan Meiselas als eine der ersten Fotografinnen Farbe ins Spiel brachte, entfachte sie eine Kontroverse über die "Ästhetisierung des Krieges". Ihre Bilder aus Mittelamerika sensibilisierten die Öffentlichkeit für das Leid der Zivilisten im Krieg, hier nicaraguanische Reisende bei einer Militärkontrolle.
Christine Spengler: Goya lässt grüßen
Aufgewachsen in Madrid nennt Christine Spengler die spanische Kunst als Einfluss. Zum Beispiel den Kompositionsstil von Velazquez. Oder Goyas Fähigkeit, die dunkle Seite der Menschheit in seinen Bildern festzuhalten. "Glücklicherweise gewöhnt man sich nie an den Schrecken", sagt Spengler, die Konflikte in Nordirland (im Bild), Vietnam, Kambodscha, Iran und Palästina fotografiert hat.
Catherine Leroy: Der Blick auf beide Seiten
Kriegsfotografie neigt mitunter zur Einseitigkeit und fokussiert sich entweder nur auf Zivilisten oder nur auf Soldaten. Catherine Leroy wollte in Vietnam beide Seiten zeigen. Hier richtete sie ihre Kamera auf einen Soldaten der US-Marines, der einen im Kampf getöteten Kameraden betrauert. Jahrzehnte später besuchte sie ihn, um zu erfahren, welche Auswirkungen der Krieg auf sein Leben hatte.
Anja Niedringhaus: Zurück in den Krieg
Anja Niedringhaus begann ihre Karriere in Bosnien. Immer wieder kehrte sie in die Konfliktgebiete zurück, um den Verlauf des Krieges später festzuhalten. Sie arbeitete oft in Afghanistan, wo auch dieses Bild entstand - und wo sie 2014 im Einsatz für die Presseagentur AP getötet wurde. Der Kunstpalast Düsseldorf zeigt in der Ausstellung "Fotografinnen an der Front " allein 80 ihrer Arbeiten.