Im Winter nach Budapest? Warum nicht!
1. Februar 2018Als ich am Flughafen in Budapest ankomme, begrüßen mich kalter Wind und dichter Nebel. Aber ich bin fest entschlossen, das Beste aus diesem Trip zu machen. Ich starte mit einem Brunch in der Pester Innenstadt. Nicht weit von meinem Hotel serviert ein modernes Bistro himmlischen Kaffee und Gourmet-Sandwiches. Erschwingliche Preise für Essen und Unterkunft - meine Entscheidung für Budapest im Winter war wohl richtig. Derart gestärkt kann meine Stadtbesichtigung starten.
Am Ufer der Donau
Als Fan des öffentlichen Nahverkehrs nehme ich die Straßenbahn zur Donau. Meine erste Station: das ungarische Parlamentsgebäude, eines der größten der Welt. Dann entdecke ich am Donau-Ufer eine ganze Reihe von Schuhen, wie einfach abgestellt. Sie sind aus Gusseisen gefertigt und sollen als Mahnmal an die jüdischen Menschen erinnern, die an dieser Stelle im Zweiten Weltkrieg ermordet wurden. Für sie spreche ich ein stilles Gebet.
Vom Donau-Ufer kann ich den Gellertberg, den Hügel im Stadtteil Buda sehen. Von dort oben hat man bestimmt einen tollen Panoramablick. Ich reihe mich ein in die lange Warteschlange an der Standseilbahn und stelle fest, dass das graue Winterwetter den Touristen nichts anhaben kann. In warme Jacken gehüllt, stehen sie geduldig in der Reihe, die Kameras und Selfie-Sticks gezückt. Langsam fährt die Standseilbahn den Hügel hinauf und eröffnet allmählich den Blick auf die Stadt.
Auf dem Gellertberg angekommen, gehe ich zur Fischerbastei - einer im Stil der Neogotik errichteten Terrasse, die aus sieben weißen Türmen besteht. Eigentlich der perfekte Ort, um den Sonnenuntergang zu genießen, aber der fällt heute wegen Nebel aus. Weiter geht es, vorbei an lebhaften Touristengruppen, zu einem kleinen Restaurant. Endlich im Warmen mache ich es mir an einem der großen Glasfenster bequem. Ich nippe an einem Becher heißer Schokolade mit Irish Cream-Likör - sehr lecker - und beobachte, wie das Parlamentsgebäude mit Einbruch der Dunkelheit allmählich erleuchtet wird. Ein magischer Moment!
Entspannen in Thermalquellen
Am nächsten Tag packe ich meine Tasche, springe in die U-Bahn und fahre zum Széchenyi Bad. Das ist das größte der insgesamt 15 Thermal-Bäder in Budapest. 1913 eröffnet, atmet es noch den Glanz und die Eleganz des vergangenen Jahrhunderts.
Eine Tageskarte kostet zwar 19 Euro, aber es lohnt sich. Es gibt 18 Pools, die aus unterirdischen heißen Quellen gespeist werden. Die Temperaturen liegen zwischen 28 und 40 Grad Celsius. Ich verbringe einige Stunden damit, im dichten Dampf des Thermalwassers in den verschiedenen Innen- und Außenbecken zu schwimmen.
Die Atmosphäre ist entspannt. Die Besucher spielen Schach auf Steintischen im Wasser oder chillen einfach nur. Wo sonst kann man einen kalten Wintertag so behaglich im Freien verbringen? Diesen Luxus bieten nicht viele Städte.
Staunen in Ruinenbars
Erholt stürze ich mich nun in das Szeneviertel. Ich will mir unbedingt die berühmten Ruinenbars von Budapest anschauen. In den letzten Jahren wurden verlassene Gebäude komplett in mehrstöckige Bars umgewandelt. Das "Szimpla Kert" war 2004 die erste Ruinenbar der Stadt und hat diesen Trend ausgelöst. Beim Betreten der Bar verschlägt es mir fast die Sprache. Die zusammengewürfelten Möbel, die alten Tapeten, das merkwürdige Dekor, die vielen Lichter und die eigenwilligen Kunstwerke schaffen eine seltsame, dennoch stimmige Atmosphäre. Überall stehen Musikinstrumente, Fahrzeugteile, Spielzeug, Pflanzen und alte elektrische Geräte herum; fast scheint es, als wären die Objekte eines kompletten Trödelmarkts an den Wänden und in den Ecken der Bar verteilt.
Während ich durch die verschiedenen Räume streife, vergesse ich fast die Zeit: überall gibt es etwas Neues zu entdecken, auch der Musikstil wechselt von Raum zu Raum. Die Bar ist überfüllt, aber endlich finde ich einen Sitzplatz: auf dem Rücken eines zwei Meter hohen Kängurus - aus Plastik. Wenn das kein Grund ist, Budapest wieder zu besuchen!