Imagepolitur beim FSB
14. Februar 2006
Neulich ist dem russischen Geheimdienst FSB ein echter Knüller gelungen. Da enttarnten die Späher vom FSB einen falschen Stein und mit ihm die Kollegen vom britischen Geheimdienst. Die sollen den künstlichen Stein, gespickt mit feinster und teuerster Elektronik, dazu benutzt haben, Botschaften ihrer russischen Informanten quasi im Spaziergang abzurufen. Als geheime Sende - und Empfangsstation lag der Stein monatelang in Moskau auf einer Wiese. Der FSB hatte beobachtet wie Informanten und britische Agenten mit Hilfe eines Minicomputers elektronisch Daten auf den unscheinbaren Brocken luden oder abriefen. So jedenfalls die Darstellung des russischen Geheimdienstes.
Zur besten Sendezeit am Sonntagabend enthüllte das russische Fernsehen den Trick mit dem Stein als toten High-Tech-Briefkasten. Hut ab vor den Schlapphüten. Das Kompliment möchte man sowohl den Briten machen, die den Stein entwickelt hatten, als auch den Russen, die den Stein gefunden haben. Tagelang war der falsche Stein und der Erfolg der russischen FSB-Agenten das Thema in den russischen Medien. Durch die Affäre, die durchaus an Drehbücher aus dem Spionagethriller erinnert, kam dann aber ein ganz anderer Stein ins Rollen. Die russischen Behörden werfen den Briten vor, verdeckt russische Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu finanzieren, was von den Briten als auch von den beschuldigten russischen NGOs vehement dementiert wurde. Die Affäre stellte damit den bisherigen Höhepunkt einer regelrechten Spionage-Hysterie da, die schon seit längerem in Russland herrscht.
Guter Ruf im eigenen Land
Anders als im Westen genießt der russische Geheimdienst im eigenen Land keinen schlechten Ruf. Immerhin hat Präsident Wladimir Putin seine Karriere im KGB und FSB gemacht. Seit Beginn seiner Präsidentschaft hat Putin zahlreiche ehemalige Geheimdienst-Kader in Schlüsselpositionen von Staat und Wirtschaft gehievt. In den Buchhandlungen biegen sich nur so die Regale mit Spionageromanen, und im Fernsehen wimmelt es von Serien, in denen Agenten, die von Terroristen und ausländischen Spionen bedrohte Heimat retten.
Negative Schlagzeilen machte der FSB in den letzten Jahren höchstens in der ausländischen Presse, vor allem durch die von ihm angestrengten Spionageprozesse gegen heimische Journalisten und Wissenschaftler. Derzeit sitzen noch mindestens zwei Physiker im Gefängnis, nachdem ihnen in fragwürdigen Prozessen wegen vermeintlichem Landesverrates langjährige Haftstrafen aufgebürdet worden waren. Für Ivan und Olga Normalverbraucher kein Grund zur Aufregung, und laut einer Umfrage vom letzten Herbst haben sogar mehr Russen (23 Prozent) Vertrauen zum Geheimdienst als gegenüber den Gerichten (16 Prozent).
Geheimdienst als Kulturförderer
Um das gar nicht so üble Image noch zu verbessern, hat der FSB nun eine alte Tradition des Vorgängers KGB aufgegriffen und einen Kulturpreis ausgeschrieben. Für die positive Darstellung von Geheimdienstlern in Literatur, Kino, Fernsehen oder bildender Kunst sollen die Künstler nach einem Medienbericht ein Preisgeld von 100.000 Rubel (2950 Euro) erhalten. Bereits in den Jahren von 1978 bis 1988 hatte der sowjetische KGB Kulturpreise für Künstler mit den schönsten Geschichten rund um den Schlapphut ausgeschrieben. Die Preisträger des neuen FSB-Preises sollen im Dezember bekannt gegeben werden.