In der Kurdenpolitik bleibt die Türkei stur
14. Februar 2016Die Militäraktionen gegen Kurden im Norden Syriens gingen weiter, sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Telefon zu Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Sicherheitskräfte des Landes würden auf Attacken der kurdischen Miliz reagieren, heißt es aus dem Büro des Regierungschefs in Ankara. Die USA hatten die Türkei zuvor aufgefordert, ihre Angriffe auf syrisches Gebiet einzustellen. Washington sieht in den Kurden einen wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den IS.
Unter Beschuss stehen vor allem die Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte, eine kurdisch-arabische Rebellenallianz. Die Angriffe der türkischen Armee seien in der vergangenen Nacht verstärkt worden, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Auch an diesem Sonntag seien noch sporadisch Schüsse zu hören. Die Informationen der in London ansässigen und den syrischen Regierungsgegnern nahestehenden Beobachtungsstelle sind von unabhängiger Seite nur schwer zu überprüfen.
Den Angaben zufolge wurden seit Samstagabend zwei Rebellen getötet und sieben verletzt. Zu den Syrischen Demokratischen Kräften gehören sowohl arabische Rebellengruppen als auch die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die von der Türkei als syrischer Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gesehen werden.
Angebliche Reaktion auf syrischen Beschuss
Die amtliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor türkische Angriffe auf Kurdenstellungen in der nordsyrischen Provinz Aleppo bestätigt. Das Militär habe Ziele nahe der Stadt Asas bombardiert. Kurdischen Angaben zufolge wurde auch der Luftwaffenstützpunkt Minnigh angegriffen.
Nach Darstellung der Türkei erwiderte die Armee auch den Beschuss eines türkischen Postens ins der südlichen Region Hatay durch syrische Regierungstruppen. Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.
Sorge vor Erstarken der Kurden
Ankara geht seit dem Sommer im Südosten der Türkei mit einer Großoffensive gegen die PKK vor. Dabei spielt auch die Sorge vor einem Erstarken der Kurden in Syrien eine Rolle.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu forderte zuletzt, die YPG sollten sich aus dem Territorium in Syrien zurückziehen, das sie kürzlich erobert hatten. Das von den Rebellen kontrollierte Gebiet liegt in einem Korridor, der von der umkämpften Großstadt Aleppo bis zur türkischen Grenze reicht.
Streit zwischen Washington und Ankara
Westliche Staaten betrachten die kurdischen Milizen dagegen als wichtigen Verbündeten im Kampf gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat". Zwischen den NATO-Partnern USA und Türkei schwelt seit Monaten ein Streit über die Rolle der Kurden im syrischen Bürgerkrieg. Washington unterstützt die YPG militärisch.
Vor diesem Hintergrund forderte US-Außenamtssprecher John Kirby, die Türkei müsse "den Beschuss beenden". Am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz betonte er aber auch, die Kurden dürften kein Kapital aus den Kämpfen zwischen syrischen Truppen und Rebellen schlagen. Kirby forderte die YPG auf, nicht "von der Verwirrung zu profitieren und sich neue Gebiete einzuverleiben".
gri/rb (afp, rtr)