In Myanmar sterben weiter Demonstranten
2. Mai 2021In Myanmar haben die Sicherheitskräfte bei neuen Protesten gegen die Militärjunta mindestens fünf Menschen getötet. Zwei Demonstranten starben in der zentralen Stadt Weltlet durch Kugeln, wie die Nachrichtenagentur Myanmar Now berichtete, zwei Menschen wurden laut anderen Medien in Städten im Bundesstaat Shan im Nordosten Myanmars getötet. Eine Person sei in der nördlichen Minenstadt Hpakantin Opfer der Sicherheitskräfte geworden.
Insgesamt gingen in Myanmar erneut Tausende auf die Straße, um gegen den Putsch vor drei Monaten und für die Rückkehr zur Demokratie zu demonstrieren. In der Wirtschaftsmetropole Yangon riefen überwiegend jugendliche Demonstranten zu einer "Frühlingsrevolution" auf. Polizisten jagten die Demonstranten daraufhin durch die Straßen und nahmen viele von ihnen fest. In der Stadt waren zudem mehrere Explosionen zu hören gewesen. Die Behörden machen für die immer häufiger zu hörenden Detonationen "Aufrührer" verantwortlich.
Mönche führen Protestzug an
In der Region Mandalay gingen ebenfalls hunderte Menschen auf die Straße. Angeführt von buddhistischen Mönchen in safrangelben Gewändern schwenkten sie die Fahne der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) der von den Militärs gestürzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Das Militär hatte am 1. Februar in Myanmar die Macht an sich gerissen und damit eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem Land vorerst beendet. Die Junta sieht sich seitdem massiven Protesten gegenüber. Armee und Polizei gehen mit brutaler Gewalt gegen Demonstranten vor. Nach Angaben von Aktivisten wurden seit dem Putsch fast 760 Zivilisten getötet. Die Junta beziffert die Zahl der getöteten Demonstranten auf 258. Zudem seien 17 Polizisten und sieben Soldaten getötet worden.
Verarmen 25 Millionen Bewohner Myanmars?
Das Weltentwicklungsprogramm (UNDP) in New York warnte unterdessen vor einem wirtschaftlichen und sozialen Kollaps des südostasiatischen Landes. Bis Anfang 2022 könnten rund 25 Millionen der 55 Millionen Einwohner in Armut leben, betont UNDP-Chef Achim Steiner in einem Report über "COVID-19, Staatsstreich und Armut" in Myanmar.
Zwischen 2005 und 2017 sei Myanmar eine Halbierung der Armutszahlen gelungen, doch die Probleme der vergangenen zwölf Monate gefährdeten viele der "hart erarbeiteten Erfolge". Ohne funktionierende demokratische Institutionen drohe dem Land "ein tragischer und vermeidbarer Rückfall auf ein Armutsniveau, das man seit einer Generation nicht mehr gekannt" habe, so Steiner weiter.
sti/se (afp, kna, rtr, dpa)