Indien BJP-Partei feiert Wahlsieg
16. Mai 2014Die Erwartungen vieler Inder waren groß, als die Stimmenauszählung am Freitagmorgen (16.05.2014) begann. Die längste Wahl in der Geschichte des Landes mit der bisher höchsten Wahlbeteiligung war zu Ende. Die entscheidende Frage lautete: Wird es einen klaren Gewinner geben?
Die ersten Hochrechnungen deuteten schnell auf einen klaren Sieg der nationalistischen Hindu-Partei Bharatiya Janata Partei (BJP) hin. Es gelang der BJP sogar, Bundesstaaten für sich zu gewinnen, die klassische Hochburgen der Indischen Kongress-Partei waren. Mit den ersten Hochrechnungen strömten die Anhänger der BJP auf die Straßen, tanzten und verteilten Süßigkeiten, um den historischen Sieg zu feiern. Seit 1947 führte die Kongress-Partei das Land in dem Parteienbündnis "Vereinigte Fortschrittliche Allianz".
Absolute Mehrheit
Nach ersten Hochrechnungen konnte die BJP 283 von 543 Sitzen im Unterhaus des Parlaments erringen. Das entspricht einer absoluten Mehrheit. Koaliert die BJP wie bisher mit einigen kleineren Parteien, so wären dem zukünftigen Premierminister Modi mehr als 330 Sitze sicher.
"Indien hat gewonnen. Es kommen gute Tage." Das twitterte Modi, bevor er sich am Freitag (16.05.2014) auf den Weg in seine Heimatstadt Gujarat machte. Der Politiker wird von vielen bewundert für die wirtschaftlichen Erfolge, die der Bundesstaat unter seiner Führung erzielt hat. Kritiker bezeichnen ihn als "Faschisten", der die Verantwortung für die schlimmste gewalttätige Ausschreitung der jüngeren indischen Geschichte trägt. Bei Unruhen in Gujarat waren 2002 mehr als 1000 Menschen getötet worden - die meisten von ihnen Muslime.
Der BJP-Tsunami
"Wie ein Tsunami, der über das Land gerollt ist", sagt Ravi Shankar Prasad, Generalsekretär der BJP mit Blick auf den Wahlerfolg seiner Partei. Der Wahlsieg hatte bereits deutliche Folgen an der indischen Börse. Sie erreichte einen historischen Höchststand. Auch die indische Rupie ist auf dem höchsten Stand seit zehn Monaten. Der Student Jagan Reddy ist überzeugt, dass die BJP viel besser ist als die gegenwärtige Regierung unter Premierminister Manmohan Singh. "Dies ist ein deutlicher Sieg für die BJP. Wir sind voller Hoffnung, dass sich die Dinge zum Besseren wenden und dass sich eine Regierung unter Modi um die Belange der Menschen kümmern wird."
Die BJP hat in vielen wichtigen Bundesstaaten Indiens gewonnen: Rajastan, Delhi, Gujarat, Himachal Pradesh und Uttarakhand. Noch bedeutender sind die gewaltigen Zuwächse im nördlichen Bundesstaat Uttar Pradesh. "Der Sieg der BJP ist in einigen Staaten so überwältigend, das haben selbst die Meinungsforscher und Wahlanalysten nicht vorhergesehen", so der Wahlforscher G.V.L. Narasimha Rao im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Wir haben zwar eine Mehrheit der BJP erwartet, aber nicht in dieser Größenordnung."
Totale Niederlage der Kongress-Partei
Nicht nur der Sieg der BJP war historisch, sondern auch die Niederlage der Kongress-Partei. Die von der Kongresspartei geführte "Vereinigte Fortschrittliche Allianz" hat das Land seit Jahrzehnten beherrscht. Aber diesmal haben die Wähler gegen sie gestimmt. Es wird erwartet, dass die Kongress-Partei weniger als 50 Sitze im Parlament ergattert. In der vorangehenden Legislaturperiode hatte sie noch 163. "Wir müssen unsere Fehler jetzt genau analysieren. Das Ergebnis ist beunruhigend und niemand von uns hat eine derartige Niederlage erwartet", so Jairam Ramesh, ein Kabinettsminister im Gespräch mit der Deutschen Welle.
Die Enttäuschung stand vielen führenden Mitgliedern der Kongress-Partei ins Gesicht geschrieben. "Dies ist ein ernster Weckruf und er dauert noch, bis wir das Ergebnis ganz begreifen. Aber das wird nicht das Ende der Kongress-Partei sein - auch wenn es ein harter Rückschlag ist."
Viele liberale Inder sind von dem Ergebnis schockiert. Shakuntuala Banaji, eine Professorin der London School of Economics, kommentierte die Wahl auf ihrer Facebook-Seite: "Indien wird bald die zweifelhafte Ehre haben, mit der größten Zahl von Wählern in der Menschheitsgeschichte für eine faschistische Regierung gestimmt zu haben, die demokratische Ideale verachtet."