Ministertreffen in frostiger Atmosphäre
5. Mai 2023Als Pakistans Außenminister Bilawal Bhutto Zardari am Freitag zu einem seltenen Besuch in Indien eintraf, bereiteten ihm seine indischen Gastgeber bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius einen frostigen Empfang. Doch auch Bhutto Zardari tat das Seinige, um die Atmosphäre weiter abzukühlen: In seiner Rede im südlichen Bundesstaat Goa forderte er die Anwesenden auf, "Terrorismus als Waffe für diplomatisches Punktesammeln" zu unterlassen.
Das wiederum bewegte seinen indischen Amtskollegen Subrahmanyam Jaishankar zu einer Reaktion. "Pakistans Glaubwürdigkeit schwindet schneller als seine Devisenreserven", sagte Jaishankar vor Journalisten mit Blick auf die kriselnde Wirtschaft in Pakistan. Bhuttos Ansprache zeige "die Denkweise dieses Landes", fügte Jaishankar hinzu.
Atommächte im Dauerstreit
Der bislang letzte Besuch eines hochrangigen pakistanischen Diplomaten in Indien fand 2016 statt, der letzte Besuch eines Außenministers liegt sogar schon zwölf Jahre zurück. Seit der Abspaltung Pakistans von Indien 1947 haben die beiden Atommächte drei Kriege geführt, bei zweien davon ging es um die umstrittene Kaschmir-Region.
Aktueller Anlass für den Besuch Bhutto Zardaris in Indien war ein Treffen des Regionalblocks der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in Goa.
Zankapfel Kaschmir
2019 setzte Pakistan im Streit um die Grenzregion Kaschmir Handels- und diplomatische Beziehungen zu Indien aus, nachdem Neu-Delhi im indisch kontrollierten Teil des mehrheitlich muslimischen Gebiets strenge Sicherheitsbedingungen durchsetzte. Beide Länder beanspruchen Kaschmir vollständig für sich, regieren aber jeweils nur einen Teil der Region im Himalaya.
Indien wirft Pakistan regelmäßig vor, Aufständische im von Indien verwalteten Kaschmir zu unterstützen - was Islamabad bestreitet. Man unterstütze die nach Selbstbestimmung strebenden Kaschmiris lediglich diplomatisch und moralisch, heißt es von dort.
mak/wa (afp, rtr)