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Gedenkstätten-Schändung

18. Dezember 2009

Unbekannte haben die weltberühmte Metallinschrift "Arbeit macht frei" vom Tor des Konzentrationslagers in Auschwitz gestohlen. Der Sprecher des Museums Jaroslaw Mensfeld bezeichnete den Diebstahl als "würdelos".

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Außenansicht des Eingangsbereichs zum nationalsozialistischen Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau mit der Inschrift "Arbeit macht frei" über dem Tor (Foto: picture-alliance/dpa)
Die gestohlene InschriftBild: picture alliance/dpa

In den frühen Morgenstunden des 18. Dezember 2009 bemerkten Wachleute, dass die Inschrift "Arbeit macht frei" gestohlen worden war. "Das ist kein Diebstahl, sondern eine schreckliche Profanisierung an einem Ort, an dem über eine Million Menschen ermordet wurden, in der größten derartigen Stätte in diesem Teil der Welt", sagte Mensfeld.

Die israelische Regierung verurteilte den Diebstahl in scharfen Worten. Es handle sich um eine "scheußliche Tat", die auf eine "Entweihung" hinauslaufe, sagte der Vize-Regierungschef Silvan Schalom in Jerusalem. Durch eine solche Tat würden "der Hass und die Gewalt gegen Juden deutlich". Der Polnische Vize-Außenminister Andrzej Kremer sagte, er sei schockiert. Die Inschrift sei ein "Schlüsselsymbol für dieses Konzentrationslager".

Das Bild wurde direkt nach der Befreiung des KZ durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 aufgenommen: Hungernde und frierende Kinder hinter einem Stacheldrahtzaun (Foto: AP)
Das Vernichtungslager war Herzstück des industrialisierten MassenmordsBild: AP

Zynisches Symbol des Grauens

Etwa 1,5 Millionen Menschen, vor allem Juden, passierten vor ihrer Ermordung im Konzentrationslager Auschwitz die berüchtigte Inschrift, die über dem Zugang zu dem mehr als 200 Hektar großen Vernichtungslager hängt.

Die Inschrift gilt als besonders zynisches Symbol für die Gräueltaten der Nazis. Sie sollte die Opfer glauben machen, sie würden in ein Arbeitslager kommen. Das Nazi-Regime hatte Auschwitz jedoch von vornherein als Teil des industriell organisierten Völkermordes geplant. Die meisten Menschen wurden in Gaskammern ermordet. Viele Gefangene starben auch an Krankheiten und Erfrierungen oder verhungerten. Zudem ermordeten KZ-Ärzte in Auschwitz Menschen durch medizinische Experimente.

Wachturm und Tor des Konzentrationslagers Auschwitz (Foto: picture-alliance)
Das Museum hofft, dass die Täter bald gefasst werdenBild: picture-alliance/akg

Keine Hinweise auf die Täter

"Wir haben sofort die Polizei benachrichtigt", erklärte Museumssprecher Mensfeld und fügte hinzu, dass das gesamte Gelände durch Videokameras überwacht sei. Ermittler werten nun die Aufzeichnungen der letzten Nacht aus. Weitere Anhaltszeichen zu der Tat liegen der Polizei bislang nicht vor.

Der Direktor der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, Avner Schalev, sagte in Jerusalem: "Diese Tat ist eine wirkliche Kriegserklärung." Er gehe davon aus, dass es sich bei den Tätern um Neonazis handele.

Das Museum hat die fehlende Inschrift umgehend mit einer Kopie ersetzt, die vorher bei Reparaturen zum Einsatz gekommen ist. "Ich hoffe das Original wird bald gefunden und die Diebe werden gefasst", betonte Mensfeld.

Jugendliche tragen Flaggen beim Marsch der Lebenden im ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Foto: picture-alliance/dpa)
Für ehemalige Häftlinge hat die Begegnung mit jungen Menschen große Bedeutung, sagt Noach Flug, ehemaliger HäftlingBild: picture-alliance/dpa

Gedenkstätte leidet unter Finanznot

Hunderttausende besuchen das Museum jedes Jahr. Die Eintrittserlöse reichen jedoch nicht aus, um die Erhaltung der Gedenkstätte zu finanzieren. Es umfasst 155 Gebäude, darunter auch die Gaskammern. Hinzu kommen 300 Ruinen und hunderttausende persönliche Hinterlassenschaften der Opfer. Anfang des Jahres rief Polen zu Spenden auf, um die Gedenkstätte zu erhalten. Auch Deutschland und Großbritannien haben Hilfe angeboten. Im Januar 2010 wird das Museum den 65. Jahrestag der Befreiung durch die Rote Armee feiern. Dabei wird auch ein neuer Teil der Ausstellung vorgestellt, der sich mit der Befreiung des Lagers befasst.

Autor: Fabian Schmidt (RTR, AFP, dpa)
Redaktion: Julia Kuckelkorn

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