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Intel legt Chip-Projekte in Magdeburg und Polen auf Eis

17. September 2024

Ein Investitionsvolumen von 30 Milliarden Euro war angekündigt. Doch nun fällt die geplante Chip-Fabrik in Sachsen-Anhalt dem Rotstift bei Intel zum Opfer - vorerst, wie es heißt.

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Deutschland Baustraße für Intelansiedlung
Geänderter Zeitplan: Die Baustelle an der Zufahrt zum geplanten High-Tech-Park auf dem Eulenberg in Magdeburg (Archivbild)Bild: Stephan Schulz/dpa-Zentralbild/picture alliance

Der US-Konzern Intel hat den geplanten Bau einer Chip-Fabrik in Magdeburg auf Eis gelegt. Die Projekte in Deutschland wie auch in Polen würden aufgrund der erwarteten Marktnachfrage um voraussichtlich zwei Jahre verschoben, erklärte Konzernchef Pat Gelsinger in New York.

Intel wollte den ursprünglichen Plänen zufolge 30 Milliarden Euro in den Bau eines Produktionskomplexes in Magdeburg investieren. Für das Projekt in der sachsen-anhaltinischen Hauptstadt hatte der Bund dem Unternehmen Subventionen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt. In Polen sollte Intel 1,8 Milliarden Euro erhalten, um eine Halbleiterfabrik in der Nähe von Breslau zu errichten.

Intel verpasst KI-Trend auf dem Halbleitermarkt

Intel kämpft mit einem Milliardenverlust und hat ein Sparprogramm eingeleitet. Mit dem Verkauf von Geschäftsteilen, der Streichung von Investitionen und dem Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen will CEO Gelsinger das Ruder herumreißen.

Hintergrund sind große Verschiebungen auf dem Halbleitermarkt: Während die Nachfrage nach klassischen Prozessoren schwindet, gibt es einen Boom bei Spezialchips für Anwendungen mit künstlicher Intelligenz. Hiervon profitierten zuletzt vor allem Nvidia - der Weltmarktführer in diesem Segment - und dessen Rivale AMD.

Deutschland und Intel unterzeichnen Vereinbarung über neue Chipfabrik
Freudige Erwartung: So sah es aus, als Bundeskanzler Olaf Scholz im Juni 2023 mit Intel-Chef Pat Gelsinger den Bau der Chipfabrik besiegelte (hinten, v. r. n. l.)Bild: Sean Gallup/Getty Images

Gelsinger, der Anfang 2021 als Sanierer zu Intel zurückkam, hat einen ambitionierten Rettungsplan vorgelegt. Er will nicht nur erfolgreiche eigene Chips entwickeln, sondern auch so gut in der Fertigung werden, dass sich andere Firmen für Intel als Auftragsproduzenten entscheiden. Damit könnte sich der Westen unabhängiger machen mit Blick auf eine mögliche Eskalation im Konflikt um die Insel Taiwan, die von Festlandchina beansprucht wird.

Taiwan als Achillesferse der Computerindustrie

Peking hatte mehrfach betont, auch vor einer gewaltsamen Wiedervereinigung nicht zurückzuschrecken. In einem solchen Fall drohen gravierende Lieferengpässe, weil der weltgrößte Auftragsfertiger TSMC in Taiwan seinen Sitz hat.

Der Aufbau europäischer Produktionskapazitäten soll die Verwundbarkeit des Westens verringern. Die vom Bund hierfür in Aussicht gestellten Fördermittel werden nun vorerst nicht gebraucht - was umgehend für Begehrlichkeiten innerhalb der rot-grün-gelben Ampelregierung sorgte.

USA Logo des Chipherstellers Intel
Sparen mit dem Rotstift: Bei Intel sollen 15.000 Stellen abgebaut werden - hier ein Archivbild der Unternehmenszentrale in der US-Stadt Santa ClaraBild: Andrej Sokolow/dpa/picture alliance

"Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Refinanzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden", schrieb Bundesfinanzminister Christian Lindner im Onlinedienst X. "Alles andere wäre keine verantwortungsvolle Politik", argumentierte der FDP-Vorsitzende.

Habeck: Halbleiter-Strategie der Bundesregierung ändert sich nicht

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hielt dagegen: "Wir werden jetzt gemeinsam beraten, wie wir mit nicht genutzten Mitteln sinnvoll und sorgsam umgehen und sie zum Wohle des Landes einsetzen." Aus seinem Ministerium hieß es, die Gelder seien im Klima- und Transformationsfonds (KTF) vorgesehen und stünden nicht für den Kernhaushalt zur Verfügung.

Im Bundeshaushalt klafft derzeit eine Lücke von 12 Milliarden Euro. Habeck bekräftigte vor Journalisten in Berlin, an der Strategie der Bundesregierung, die Chip-Fertigung in Europa auszubauen, ändere sich durch die unternehmerische Entscheidung von Intel nichts.

jj/sti (dpa, afp, rtr)