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Internationale Arbeitsorganisation kämpft gegen Sklaverei

Henriette Wrege23. August 2006

Ob als Haushaltshilfen, in der Prostitution oder in Sweatshops: Insbesondere Kinder, Migranten und Frauen werden nach wie vor als Sklaven verkauft und ausgebeutet. Die ILO macht gegen diese Zwangsarbeit mobil.

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Dwarka Prasad arbeitet in der indischen Provinz Punjab in Schuldknechtschaft als ZiegelbrennerBild: picture-alliance/dpa

Der 23. August ist der internationale Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und an seine Abschaffung. Doch auch wenn die Sklaverei offiziell abgeschafft ist und das Wort nach längst vergangenen Zeiten klingt, ist sie noch immer ein globales Übel: Die Menschenrechtsorganisation "Terre des Hommes" geht davon aus, dass heute immer noch 12,3 Millionen Menschen als Sklaven leben. Ursache: Armut. Fast drei Milliarden Menschen schuften täglich für weniger als zwei Dollar pro Tag, ohne Arbeitsschutz und oft genug unter sklavereiähnlichen Verhältnissen. Die meisten davon leben in Asien und Afrika: Kinder, die Fußbälle nähen oder in Steinbrüchen Steine klopfen, Frauen, die in Fabriken Textilien für den europäischen Markt produzieren oder in Haushalten der Reichen dieser Welt arbeiten, bis hin zu denjenigen, die als Zwangsprostituierte enden.

Menschenhändlern das Handwerk legen

Die Internationale Arbeitsorganisation ILO hat daher ein Sonderprogramm gegen Zwangsarbeit aufgelegt. "Das Thema Zwangsarbeit spielt in aller erster Linie in den Entwicklungsländern eine große Rolle, wo es sehr viele Menschen gibt", erklärt der Leiter der ILO-Vetretung in Deutschland, Wolfgang Heller. Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und Menschenhandel ermöglichen skrupellosen Geschäftemachern einen jährlichen Profit von mehr als 32 Milliarden US-Dollar, so die Schätzung der ILO. Die Organisation hat in diesem Feld eine neue Opfergruppe ausgemacht, berichtet Heller: die Au-pair-Mädchen. Skrupellose Vermittlungsagenturen und einige Gastfamilien würden die Gutgläubigkeit und Unerfahrenheit der jungen Frauen ausnutzen.

Menschenhändlern, die mit immer denselben Versprechungen vom gut bezahlten Job im Ausland Arbeitsuchende anlocken, versucht die ILO das Handwerk zu legen. Gemeinsam mit der Europäischen Union und anderen internationalen Organisationen verfolgt sie den Ansatz der Förderung menschenwürdiger Arbeit. Die EU Kommission hat Ende Mai dazu eine Entschließung verabschiedet, deren Kernstück lautet: "Allen Frauen und Männern soll eine echte Chance eröffnet werden, Zugang zu einer Arbeit zu erhalten, die den Anforderungen Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde genügt."

Maßgeschneiderte Programme

Dieses politische Ziel müsse von internationalen Organisationen und bei Treffen von Staats- und Regierungschefs, etwa dem G8-Gipfel oder bei afrikanischen Ministertreffen übernommen werden, sagt Heller. "Der Ansatz wird auch auf die jeweilige Länderebene herunter gebrochen. Wir hatten ein Pilotprogramm, in dem wir uns mit acht Länder auseinander gesetzt haben, in Asien, in Afrika und ein europäisches Land - Dänemark - und wo jetzt spezifische maßgeschneiderte Programme für diese Länder gestrickt werden." Damit solle dem Ansatz der menschenwürdigen Arbeit, der Förderung von Gleichheit am Arbeitsplatz und von Gewerkschaftsrechten Rechnung getragen und die schlimmsten Formen der Kinder- und der Zwangsarbeit bekämpft werden.

Zur Förderung menschenwürdiger Arbeit zählen auch soziale Grundrechte. Laut Wolfgang Heller plädieren ILO und auch die deutsche Bundesregierung vehement dafür, die sozialen Sicherungssysteme der Industrieländer auf die jeweilige Empfängerländer zu übertragen. Er hält es für falsch, die Ausgaben für die Lohnnebenkosten ausschließlich aus dem Blickwinkel der Kostenersparnis zu betrachten. "Vor zwei Jahren machten wir eine Untersuchung über die Bedeutung der ökonomischen Sicherheit für die Zufriedenheit der Arbeitnehmer und für Erfolg von Arbeitsgesellschaften", sagt er. "Dabei ist herausgekommen, dass die Gesellschaften - Skandinavien kann man hier gut nennen - die sehr viel für den sozialen Schutz ihrer Arbeitnehmer investieren ausgeben, dass diese Gesellschaften letztlich auch ökonomisch am erfolgreichsten sind."