IOC will Anti-Doping-Kampf reformieren
6. Februar 2018Das Internationale Olympische Komitee (IOC) will nach der bitteren Lehre aus dem russischen Doping-Skandal die Regeln und das Rechtssystem im Anti-Doping-Kampf umfassend reformieren. "Die Herausforderung wird sein, wie wir die Integrität einer Organisation wie des IOC mit seinen 206 Mitgliedern managen und schützen können", sagte Präsident Thomas Bach bei der IOC-Session in Pyeongchang. Dazu gehöre auch, wie man der "wachsenden Macht individueller Rechte" begegnen könne. Das Urteil des Internationalen Sportgerichtshofs CAS in der Berufungsverhandlung von 39 Athleten aus Russland, die gegen ihre lebenslangen Olympia-Sperren geklagt hatten, hatte viel Kritik ausgelöst. In 28 Fällen hatte der CAS die Sperren aufgehoben, in elf die IOC-Strafen reduziert.
32 russische Sportler klagen Olympiastart ein
Mitten in die IOC-Debatte über die Causa Russland platzte die Nachricht, dass 32 russische Sportler auf juristischem Weg den Start bei den Winterspielen erreichen wollen. Die Athleten reichten beim CAS und bem Schweizer Bundesgericht Klage gegen ihren Olympia-Ausschluss ein. Neben Shorttrack-Star Viktor Ahn und Biathlet Anton Schipulin wehren sich auch die Top-Skilangläufer Sergej Ustjugow und Ruslan Sacharow sowie Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Xenia Stolbowa gegen den Olympia-Bann. Bisher sind 169 Athleten aus Russland zu den Spielen eingeladen worden. Aus dem Kreis der 28 Russen, deren Sperren vom CAS aufgehoben wurden, hatten 15 nachträglich die Teilnahme beantragt. Das IOC hatte die Anträge abgelehnt.
Kritik an IOC wegen Umgang mit Russland-Skandal
"Trotz der schwierigen Situation gibt es auch die schöne Seite des Lebens", sagte Bach. "Denn wir können daraus lernen, und es kann der Beginn von Veränderungen werden in der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, im CAS und auch im IOC. Wir haben die Diskussion darüber begonnen."
Der deutsche Dopingexperte Fritz Sörgel kritisierte Bach scharf: "Wenn Herr Bach mit Reformen meint, dass der CAS quasi ein Teil des IOC werden sollte und die Spielchen ohne Widerstand mitmacht, dann wäre das eine weitere katastrophale Niederlage für den Sport." Der Umgang mit dem Dopingskandal in Russland sei "ein weiteres Kapitel der Verblendung der Öffentlichkeit durch den organisierten Sport", sagte Sörgel. Kritik äußerte auch das kanadische IOC-Mitglied Richard Pound. "Ein großer Teil der Welt glaubt, dass das IOC versagt und die Athleten sauber gewaschen hat", sagte der frühere WADA-Präsident bei der IOC-Session in Pyeongchang. Bisher habe man im IOC mehr geredet als bewegt. "Unsere Zukunft hängt davon ab, was wir tun, aber nicht, was wir sagen", sagte Pound und nannte die Welt des IOC einen "komfortablen Kokon".
sn/asz (dpa, sid)