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Irak-Offensive als Blitzkrieg

Daniel Scheschkewitz28. Januar 2003

Der Krieg gegen den Irak wird immer wahrscheinlicher. Ein massiver Blitzkrieg aus der Luft und der Einsatz von Bodentruppen sollen das Regime in Bagdad schon nach wenigen Tagen in die Knie zwingen.

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Vorbereitungen: US-Manöver in KuwaitBild: AP

Bis Mitte Februar werden die USA in der Golfregion über eine massive Truppenpräsenz von bis zu 150.000 Soldaten verfügen. Dies sind zwar deutlich weniger Soldaten als die 250.000 Mann im Golfkrieg 1991 - doch genug um den Irak von verschiedenen Seiten gleichzeitig anzugreifen: aus der Luft, vom Boden und von der See aus. Michael O'Hanlon, Verteidigungsexperte am Brookings Institute in Washington, erklärt: "Die Iraker sollen von Anfang an wissen, dass es uns ernst ist. Damit steigt die Chance, dass sie Saddam doch noch selber stürzen."

Luftangriffe als ersten Schritt

Die Anfangsphase des Krieges wird jedoch auch dieses mal wieder vom Blitzkrieg aus der Luft beherrscht werden. Dann werden Tomahawk Cruise Missile Raketen, die über eine große Reichweite verfügen und von den Flugzeugträgern im Golf abgeschossen werden können eingesetzt. Sie werden auf Bagdad und die anderen Hochburgen der Bathpartei herabregnen. B2 Langstreckenbomber, die vom Luftwaffenstützpunkt Diego Garcia aufsteigen und Stealth Bomber die vom irakischen Radar nicht erfasst werden können, werden die irakische Luftabwehranlagen und Radarstellungen beschießen. Andrew Koch, Journalist der militärischen Fachzeitschrift Jane's Defence Weekly erläutert das Vorgehen: "Ihre Aufgabe ist es, das irakische Militär blind, taub und stumm zu machen. Die militärischen Kommandozentralen des Irak werden unfähig auf das Kriegsgeschehen zu reagieren und amerikanische Flugzeuge abzuschießen."

Stützpunkt Kuwait

In Kuwait sind die dritte und vierte US-Infanteriedivision stationiert. Sie werden den Irak von Süden her zusammen mit dem 1. Marineexpeditionskorps angreifen, während mobile Luftlandetruppen von Westen her ins Land eindringen. Anthony Cordesman vom Institut für Strategische Studien in Washington erklärt: "Kuwait hat einen Hafen und eine gemeinsame Grenze mit dem Irak. Von hier können die Bodentruppen nicht nur direkt nach Norden marschieren, sondern auch durch die 'Hafar Al Batin'-Schlucht von Westen her in die irakische Wüste eindringen."

Bagdad als Kriegsschauplatz

Durchaus fraglich ist jedoch, ob sich die irakische Armee überhaupt auf einen Wüstenkrieg einlassen wird. Die amerikanischen Panzer sind den irakischen in ihrer Schusskraft weit überlegen und die Loyalität der irakischen Infanterie wird von vielen bezweifelt. Stattdessen könnte sich das Regime nach Bagdad zurückziehen und versuchen die US-Truppen in einen Straßenkrieg verwickeln. Verteidigungsexperte Michael O'Hanlon dazu: "Wir sollten diese Art von Kriegführung auf ein Minimum beschränken. Natürlich würden wir den Irak auch bei einer Belagerung von Bagdad besiegen. Aber es würde zu mehr Toten auf unserer Seite, auf der irakischen Seite und unter den Zivilisten führen."

Der Krieg hat seinen Preis

Über die Zahl der Toten war im Vorfeld des Krieges in Washington wenig zu hören, ebenso wenig über die Kosten des Krieges. Experten schätzen dass die Ausgaben für die Militäroperation und die unmittelbaren Kriegsfolgekosten auf 100 bis 200 Milliarden US-Dollar. Dabei sind die Kosten für eine längerfristige Besetzung des Irak noch nicht berücksichtigt.

Der Krieg selbst könnte angesichts des ungleichen militärischen Kräfteverhältnisses relativ schnell vorbei sein. Viel länger aber wird es dauern das eigentliche Kriegsziel der USA zu erreichen. Nämlich den Irak vollständig von Massenvernichtungswaffen zu befreien und eine stabile Demokratie aufzubauen.