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Irak

6. April 2003

Der Irak: das ist nicht nur ein Land in dem Krieg geführt wird. Der Irak: das ist auch eine der ältesten Kulturregionen der Welt, wie der Reiseführer des Archäologen Wolfgang Gockel zeigt.

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"Über die Ereignisse der letzen zehn Jahre sollte man die Vergangenheit und das geflügelte Wort "Ex Oriente Lux" (Aus dem Osten kommt das Licht) nicht vergessen. ... Noch teilen wir zum Beispiel den Kreis in 360 Grade und die Stunde in 60 Minuten, so wie es die Priester Babylons erdachten."

Ein Kunstreiseführer aus dem Hause DuMont, der 2001 erschienen ist und sich gerade jetzt, in Zeiten da der Irak nicht bereist werden kann, gut verkauft. Ist es der Reiz einer Reise in Gedanken nach dem Motto: Wer weiß, was nach dem Krieg von all den Kulturschätzen noch übrig bleibt, oder nutzen die Leser dieses Buch als Informationsquelle über Land, Leute und Kultur, um Hintergründe zu erfassen und sich selbst eine Meinung zu bilden?

Zerstrittene Stämme

Zunächst erfährt man die üblichen sachdienlichen Hinweise eines jeden Reiseführers über Klima, Wirtschaft, Bevölkerung und Religionsgruppen. Und da wird es bereits interessant. Etwa wenn von den verschiedenen Stämmen die Rede ist, wenn es um Ehre und Abstammung als Pfeiler der arabischen Gesellschaft geht.:

"Da die Abstammung für Beduinen und Araber das wichtigste soziale Kriterium ist, helfen sich Stämme mit gemeinsamen Ahnen in der männlichen Linie gegen jeden fremden Feind, auch wenn sie untereinander zerstritten sind. An diese Tradition knüpft Saddam Hussein an, wenn er vornehmlich Bewohner seines Dorfes Tikrit als Untergebene in seiner näheren Umgebung duldet."

Es folgt der kulturhistorische Überblick. Ein sehr spezielles Kapitel über die verschiedenen Frühdynastischen Epochen bis hin zur jetzigen Zeit, illustriert mit zahlreichen Übersichtskarten und Grundrissen von antiken Städten und Palästen. Welche der antiken Ruinen noch zu sehen sind, erfährt der Leser im Teil der "Reiserouten".

Weltwunder und Realität

Während in Bagdad Moscheen und Paläste aus dem 12. und 13. Jahrhundert das Bild prägen, sind andere Teile des Landes archäologische Fundgruben. Etwa Babylon mit der teilweise noch erkennbaren Stadtmauer, die als eins der sieben Weltwunder galt. Oder der Wallfahrtsort Hatra im Norden des Landes, der zum Weltkulturerbe gehört. Außerdem ein Muss für Archäologen: Im Süden des Iraks die Ruinen von Ur, der einstigen berühmten Königsstadt im Land der Bibel. Die letzten Seiten mit den "wichtigen Informationen für die Reiseplanung" holen den Leser jäh wieder in die heutige Realität zurück:

"Viele der kleineren lokalen Museen sind während des letzten Krieges geschlossen und bisher nicht wieder eröffnet worden."

Oder ein derzeit makaber wirkender Hinweis, dass die Sicherheitslage im Lande wegen der starken Präsenz von Militär und Polizei sehr gut sei. Fremdenfeindlichkeit hingegen sei nirgendwo zu spüren, denn - so gebietet es der Ehrenkodex - man soll sich "ehrenhaft gegenüber Gästen" im weitesten Sinne zeigen. Und das ist sicherlich ernst gemeint:

"Die herzliche Gastfreundschaft, die ein jeder Besucher des Landes von dessen Bewohnern erfährt, könnte manchen westlichen Kritiker, würde er ins Land fahren, tief beschämen."

Rezensentin: Gaby Reucher

Bibliografische Angaben:
Wolfgang Gockel
Irak
DuMont, 2001
3-7701-4949-1
25,90 Euro