Iraker wegen US-Kritik in Rage
25. Mai 2015Nach den heftigen Vorwürfen aus Washington gegen irakische Soldaten hat sich US-Vizepräsident Joe Biden bemüht, die Wogen in dem Streit zu glätten. Biden habe persönlich den irakischen Regierungschef Haider al-Abadi angerufen, teilte das Weiße Haus in Washington mit. In dem Gespräch habe der Vizepräsident seinem Gegenüber versichert, dass die USA "die enormen Opfer und den Mut der irakischen Truppen in Ramadi und anderswo anerkennen".
Der Anruf Bidens bei al-Abadi erfolgte nur wenige Stunden, nachdem US-Außenminister Ashton Carter den irakischen Streitkräften wegen des Falls der Provinzhauptstadt Ramadi in die Hände der Dschihadistenorganisation "Islamischer Staat" (IS) mangelnde Kampfmoral vorgeworfen hatte. "Die irakischen Truppen haben offensichtlich keinen Kampfwillen gezeigt", sagte Carter dem US-Sender CNN. "Sie waren dem Gegner zahlenmäßig deutlich überlegen, sie kämpften aber nicht, sondern zogen sich zurück."
Al-Abadi: Carter wohl mit "ungenauen Informationen"
Die Äußerungen Carters hatten für Empörung im Irak gesorgt. Sie drohen das Verhältnis zwischen den beiden im Kampf gegen den IS verbündeten Ländern zu erschweren. Er sei "überrascht" von Carters Worten, sagte Regierungschef al-Abadi der BBC. Carter habe wohl "ungenaue Informationen" vorliegen. Er kündigte zugleich für die kommenden Tage eine weitere Offensive in der Provinz Anbar an, deren Hauptstadt Ramadi ist.
Auch aus dem Iran kam Kritik an Carters Äußerungen. Der einflussreiche General Ghassem Suleimani warf den USA vor, "nichts getan" zu haben, um den irakischen Streitkräften in Ramadi zu helfen. Der Chef der für Auslandseinsätze zuständigen Kuds-Eliteeinheiten sagte, es grenze an ein "Komplott", wenn die USA unter dem Vorwand, den Irakern helfen zu wollen, vor Ort seien und dann nichts täten.
sti/se (afp,rtr)