Iran: Wenn die Natur ein Land lahmlegt
Iranische Politiker bezeichnen ihr Land gerne als "Insel der Stabilität" im Nahen Osten. Keiner fühlt sich für die gravierenden Umweltprobleme verantwortlich. Das hat weitreichende Folgen.
Staubwolke mit giftigen Partikeln
In Ahwaz haben die Feinstaubmessgeräte tagelang nicht funktioniert. "Innerhalb von zwei Stunden war der Staub überall. Ich hatte auf einmal rote Flecken am ganzen Körper. Meine Haut brannte und ich wurde ins Krankenhaus eingeliefert", sagt die Lehrerin Rosita aus der Hauptstadt der ölreichen Provinz Khuzestan im Gespräch mit der DW.
Verbranntes Nachbarland
Sandstürme sind mittlerweile der Albtraum der Menschen im Südiran - seit acht Jahren werden sie jedes Mal heftiger. Iranische Politiker behaupten, dass die giftigen, mit Staub gemischten Partikeln aus dem Nachbarland Irak kommen. Dort herrscht seit 35 Jahren Krieg. Die Dattelpalmenwälder sind verbrannt, die Landwirtschaft ruiniert und die Luft voller Chemikalien.
Schlechtes Wassermanagement
Iranische Politiker bezeichnen das Land zwar als "Insel der Stabilität und Sicherheit im Nahen Osten". Doch gerade im Umwelt-Bereich sieht die Lage nicht gut aus: Der Klimawandel und das schlechte Wassermanagement haben dazu geführt, dass 80 Prozent der 40 wichtigsten Seen ausgetrocknet sind. Diese Flächen gelten als Hauptquellen für Feinstaub. Auch der Karun-Fluss in Ahwaz trocknet aus.
Landstriche könnten unbewohnbar werden
Trotzdem gibt es im Iran keinen Plan, um die Umwelt zu schützen. Ende Januar veröffentlichte die Heinrich-Böll-Stiftung einen Bericht über die Wasserknappheit im Iran. Auf 160 Seiten werden die massiven Umweltprobleme des Landes beschrieben. "Die akute Wasserknappheit droht weite Landstriche in Zukunft unbewohnbar zu machen", warnt der Bericht.
Stromausfall schadet der Ölindustrie
Der Sandsturm in Khuzestan hat massive Störungen in der Stromversorgung verursacht. Mit weitreichenden Folgen: Die Ölindustrie in Khuzestan wurde zeitweise lahmgelegt. Dort werden täglich 750.000 Fass Öl gefördert. Die Einnahmen aus der Ölindustrie tragen zu einem großen Teil des iranischen Staatshaushaltes bei. Deshalb warnte ein Abgeordneter aus Khuzestan vor einer nationalen Krise.
Rohani unter Druck
Konservative Politiker werfen der Regierung von Hassan Rohani vor, die Lage nicht unter Kontrolle zu haben. Rohani wiederum macht seinen Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad für die drohende Umweltkatastrophe verantwortlich. Als Präsident hatte dieser dem Westen vorgeworfen, die "Trockenheit im Iran zu verursachen" - als Teil eines finsteren Plans, um "die Islamische Republik zu unterminieren".
Machtlose Umweltbehörde
Die Revolutionsgarden verfügen nicht nur über eigenständige Kontingente für Heer, Luftwaffe, Marine, Spezialeinheiten für Auslandseinsätze oder die Freiwilligenmiliz Basidsch. Sie sind auch eine wirtschaftliche Macht im Iran. Ihr Wirtschaftsflügel Khatam al-Anbiya baut Straßen, Tunnel, Pipelines und Dämme. Viele Dämme sind lediglich mit Erde aufgeschüttet - ohne Absprache mit der Umweltbehörde.
Dammbruch? Fake News!
Im Februar bricht ein Erddamm in der südlichen iranischen Provinz Dschahrom. 700 Häuser werden zerstört, mehr als 2000 weitere Gebäude beschädigt. Der Generaldirektor für Krisenbewältigung in der Provinz dementiert zuerst die Berichte über den Dammbruch. Die Fotos in den sozialen Medien werden als Fälschungen bezeichnet.
Organisierte Verantwortungslosigkeit
Niemand übernimmt die Verantwortung für das Missmanagement und die verspäteten Rettungsaktionen in der Provinz Dschahrom.