Iren demonstrieren für Recht auf Abtreibung
18. November 2012In der Hauptstadt Dublin beteiligten sich nach Angaben der Polizei zwischen 10.000 und 12.000 Menschen an einem Protestmarsch. Die Demonstranten zogen mit Fotos von Savita Halappanavar vor den Amtssitz von Ministerpräsident Enda Kenny. Mit einer Schweigeminute gedachten sie der 31-jährigen Zahnärztin, die Ende Oktober in einer Klinik an Blutvergiftung gestorben war, nachdem die Ärzte ihr eine Abtreibung verweigert hatten. Redner forderten eine Änderung der Abtreibungsgesetze.
In westirischen Galway, dem Wohnort der aus Indien stammenden Frau, hielten hunderte Menschen am Abend trotz der bitteren Kälte eine Kerzenwache auf dem Hauptplatz ab. Vor 50 Jahren sei ihre Mutter unter ähnlichen Umständen gestorben, berichtete eine der Teilnehmerinnen, Margaret Geraghty. "Ich kann es kaum glauben, dass dies heute immer noch passieren kann", sagte sie.
Ärzte griffen zu spät ein
Die in der 17. Woche schwangere Savita Halappanavar war im Oktober wegen starker Rückenschmerzen in die Uniklinik von Galway gegangen. Nach Angaben ihres Mannes eröffneten ihr die Ärzte, dass sie eine Fehlgeburt haben werde. Obwohl sie tagelang um eine Abtreibung bat, wurde ihr dies von den Ärzten mit dem Verweis auf die Gesetzgebung verweigert. Irland sei "ein katholisches Land", sagten die Ärzte demnach. Erst als das Herz des Embryos nicht mehr geschlagen habe, sei der Eingriff vorgenommen worden, berichtete der Ehemann. Für seine Frau jedoch kam jede Rettung zu spät. Die Behörden nahmen inzwischen Ermittlungen auf.
Schwangerschaftsabbruch ist im mehrheitlich katholischen Irland verboten. Zwar dürfen Ärzte seit einem Urteil des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 1992 eine Abtreibung vornehmen, wenn das Leben der Mutter unmittelbar in Gefahr ist, doch wurden die Gesetze bis heute nicht an die Rechtsprechung angepasst. Irische Gynäkologen fordern inzwischen, die Gesetzeslücke zu schließen.
kle/haz (afp, dapd, kna)