IS-Anschläge in Indonesiens Hauptstadt
14. Januar 2016Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hat sich zu den Anschlägen in der indonesischen Hauptstadt Jakarta bekannt. Kämpfer des IS hätten ausländische Bürger und Sicherheitskräfte angegriffen, meldete die als Sprachrohr der Extremisten geltenden Nachrichtenagentur Al-Amak im Internet. Die Angaben ließen sich zunächst nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Ein Polizeisprecher erklärte, die Angriffe seien nach dem Muster der Attentatsserie im November in Paris erfolgt, bei der 130 Menschen getötet wurden.
Die Sicherheitskräfte haben nach mehrstündigen Feuergefechten die Lage in der Millionenmetropole laut eigenen Angaben wieder im Griff. Insgesamt sieben Menschen wurden danach getötet. Darunter sind fünf Extremisten, wie der für die Sicherheit zuständige Minister Luhut Pandjaitan in Jakarta vor Journalisten mitteilte. Unter den Getöteten sei ein Ausländer. "Wir hoffen, die Bevölkerung bleibt ruhig und wachsam gegenüber möglichen Drohungen", ergänzte er.
Innenstadt von Jakarta meiden
Außerdem wurden zehn Menschen verletzt, darunter ein Deutscher, wie das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte. Das Ministerium empfahl, den Innenstadtbereich Jakartas vorerst zu meiden.Vier Verdächtige sollen festgenommen worden sein.
Um 10.30 Uhr Ortszeit waren im Zentrum der Millionenmetropole mehrere Explosionen zu hören. Der Bank-Wachmann Tri Serano, der den Überfall vor dem Einkaufszentrum Sarinah von der Straße aus beobachtet hat, gab an, er habe insgesamt fünf Angreifer gesehen. Drei von ihnen hätten das Starbucks-Café betreten und ihre Sprengstoffgürtel gezündet. Die beiden anderen Täter seien mit Handgranaten bewaffnet auf einem Motorrad Richtung Polizeiposten gefahren, der sich am Einkaufszentrum befindet. Nach einer Explosion und Schusswechseln seien die Angreifer getürmt.
Sechs Bomben, 14 Angreifer
Die Polizei warnte die Bevölkerung, es könnten weitere Bomben explodieren. Scharfschützen gingen in der Stadt in Stellung. Nach bisherigen Erkenntnissen explodierten in Jakarta insgesamt sechs Bomben. Im Sender Metro TV war von bis zu 14 bewaffneten Angreifern die Rede.
Gegenüber dem Einkaufszentrum, das wegen seiner großen Souvenir-Abteilung bekannt ist, sind Büros der Vereinten Nationen (UN) untergebracht. Die UN forderten ihre Mitarbeiter auf, die Räume nicht zu verlassen. In der Umgebung sind zahlreiche internationale Hotels. Die deutsche Botschaft liegt etwa einen Kilometer entfernt.
Präsident spricht von Terrorangriff
Indonesiens Präsident Joko Widono sprach im Fernsehen von einem Terrorangriff und betonte zugleich, die Nation werde sich dadurch nicht unterkriegen lassen. Er rief zur Ruhe auf.
In den Jahren 2000 bis 2009 gab es im Land bereits mehrere schwere Bombenanschläge. Allein bei einem Attentat auf der Urlaubsinsel Bali wurden im Jahr 2002 insgesamt 202 Menschen getötet. Seither gehen die Behörden hart gegen Extremisten vor.
se/qu (ap, rtre, afpe, dpa)