IS überrascht Assad-Truppen im Osten Syriens
19. April 2018Überfallartig seien die Dschihadisten nahe der Stadt Majadin vorgestoßen, die sie vor einem halben Jahr an die Truppen von Präsident Baschar al-Assad verloren hatten. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach vom "größten Angriff des 'Islamischen Staats' (IS) auf Majadin seit seiner Vertreibung". Mindestens 25 Regierungssoldaten und 13 IS-Milizionäre seien gefallen, die Kämpfe dauerten an.
Majadin war lange unter Kontrolle des IS, doch wurde die Stadt am Westufer des Euphrat im Oktober 2017 von Einheiten Assads erobert. Die sunnitischen IS-Extremisten kontrollieren inzwischen nur noch wenige Dörfer in der Badia-Wüste östlich des Euphrat.
Die neue Offensive der Terrormilizen scheint auch die Führung im Nachbarstaat Irak aufgeschreckt zu haben. Die irakische Luftwaffe habe einen "tödlichen Angriff" auf Stellungen des IS in Syrien geflogen, hieß es von Seiten der Regierung in Bagdad. Das Büro von Ministerpräsident Haidar al-Abadi begründete den grenzüberschreitenden Angriff mit "der Gefahr für das irakische Territorium", die von den IS-Stellungen ausgegangen sei. Angaben zu dem genauen Ort in Ostsyrien, gegen den sich die Bombardements richteten, machte die Regierung nicht.
Die irakische Luftwaffe hat bereits wiederholt IS-Positionen in Syrien attackiert. Die Radikalislamisten hatten im Juni 2014 ein "Kalifat" in Teilen Syriens und des Irak ausgerufen, doch verloren sie seitdem praktisch alle ihre Gebiete. Im vergangenen Dezember hatte Abadi den "Sieg" über die Miliz im Irak verkündet.
Kooperation mit Russen und Iranern
Irakische und syrische Militärs, Geheimdienstler und Sicherheitsexperten berieten am Donnerstag in Bagdad mit ihren Kollegen aus Russland und dem Iran über ein gemeinsames Vorgehen "gegen den Terrorismus". Diese Vierer-Koalition spiele eine wichtige Rolle bei der Niederschlagung des IS, erklärte der irakische Verteidigungsminister, General Amir Hatami.
Verhandlungen über Abzug von Rebellen
Nach der Eroberung Dumas nahe Damaskus und der letzten Positionen der Regimegegner in ganz Ost-Ghuta sucht Assad die Entscheidung im Kampf gegen den IS und die islamistischen Rebellenfraktionen. Aus der Enklave Dumayr östlich von Ost-Ghuta zogen nun Milizionäre der Salafistengruppe Dschaish al-Islam mit ihren Familienangehörigen ab. Auch diese etwa 5000 Personen reisten laut Staatsfernsehen mit Bussen in den Norden Syriens.
In der Enklave um die Stadt Rastan bei Homs verhandelten offenbar russische Unterhändler und islamistische Rebellen über deren Abzug. Den Extremisten im Gebiet von Jarmuk und al-Hadschar al-Aswad nahe Damaskus stellte die Armee laut einem Pressebericht ein Ultimatum: Wenn sie nicht binnen 48 Stunden einem Abzug zustimmten, würden die Armee und verbündete Milizen eine Offensive starten, um sie von dort zu vertreiben, berichtete die regierungsnahe Zeitung "Al-Watan". Das Gebiet wird von Angehörigen der Extremistengruppen Islamischer Staat und Al-Nusra gehaltenen.
Assad hat mit Hilfe schiitischer Söldner, Russlands und des Iran wieder große Teile des Landes unter seine Kontrolle gebracht. Ins Visier genommen werden jetzt auch die letzten großen Widerstandsbastionen Daraa und Idlib, von den einst die sogenannte "Revolution" gegen ihn ausging.
SC/sti (afp, rtr, dpae)